von Dr. Matthias Riedl

Der größte Trick der Lebensmittelindustrie

Wenn ich meine jahrzehntelange Erfahrung als Ernährungsmediziner überblicke, dann stelle ich fest, dass Zucker unser größtes Problem ist. Überall steckt Zucker drin. Das liegt zum Teil daran, dass wir entwicklungsgeschichtlich auf süß getrimmt sind. Süß bedeutet meist Kohlenhydrate in reinster Form. Was sehr süß ist enthält darum auch sehr viel Energie und ist meistens auch nicht giftig. Das ist eine evolutionäre Falle, in der wir jetzt gefangen sitzen. Heute brauchen wir diesen Instinkt nicht mehr.

Als die Nahrungsmittelindustrie diesen Zusammenhang begriffen und kommerzialisiert hat, ist diese Falle zugeschnappt. Als vor einigen Jahrzehnten der Trend der Low-Fat-Diäten aufkam, setzte die Lebensmittelindustrie stark auf diesen süßen Geschmack. Im Diät- und Abnehmwahn rund um Fettvermeidung wurden wir dann hin zum süßen Geschmack getrieben. Wir haben uns so sehr daran gewöhnt, dass wir zuviel Zucker nicht mehr unbedingt als zuviel empfinden. Wir sitzen in der Zuckerfalle.

Was Zucker mit uns macht: Geschmacksinflation und Snacking

Mittlerweile hat eine derartige Inflation des süßen Geschmackes stattgefunden, dass wir viele verarbeitete Lebensmittel überhaupt nicht mehr kaufen sollten. Die allermeisten Lebensmittel, die man im Supermarkt bekommt, sind maßlos überzuckert. Das betrifft besonders Lebensmittel, die für Kinder beworben werden: Frühstücksflocken zum Beispiel.

Wir tragen die Gewöhnung an die Geschmacksinflation also direkt mit in die nächste Generation. Kinder, die mit zu viel Zucker aufwachsen, werden auch als Erwachsene viel Zucker konsumieren. Das stumpft unseren Geschmackssinn völlig ab. Wir können überzuckerte Produkte ertragen, ohne dass wir sie eklig finden. Wäre unser Geschmackssinn auf Normalniveau würden wir sofort spucken, wenn wir eines von diesen Lebensmittel zu uns nehmen.

Das führt dazu, dass wir eine Menge Energie aufnehmen, viel mehr als wir brauchen. Der überschüssige Zucker wird als Fett eingelagert und das Übel nimmt seinen Lauf. Das ganze wird dadurch noch verschlimmert, dass Zucker eine sehr schnell verfügbare Energiequelle ist. Wir bleiben also nicht lange satt und bekommen gleich wieder Hunger.

Das führt zu einem weiteren Problem: Das Snacking. Wir futtern ständig irgendetwas nebenbei, weil wir uns nicht richtig satt gegessen haben an einer Mahlzeit, die auch wirklich sättigend ist. Und dann snacken wir häufig eben wieder Süßes, weil wir so sehr daran gewöhnt sind. Ein Teufelskreis beginnt, der uns immer weiter in die Zuckerfalle führt.

Endlich Zuckerfrei: Der Kurs mit Dr.Matthias Riedl

Wie viel Zucker ist gesund?

Die Weltgesundheitsorganisation hat einen Grenzwert für den täglichen Konsum von zugesetztem Zucker aufgestellt. Der liegt bei 25 Gramm. Andere Fachgesellschaften erlauben 50 Gramm am Tag. Aber Grenzwerte verleiten dazu, sie möglichst genau einhalten zu wollen. Das ist problematisch, denn ein Grenzwert stellt nicht die Idealmenge, sondern das Maximum dar.

Außerdem sind es rein akademische Werte, die nichts mit der Realität des Einzelnen zu tun haben müssen. Für einen zwei Meter großen durchtrainierten Bodybuilder gilt natürlich etwas anderes als für eine zierliche Frau mit 1,50 Meter Körpergröße. Wie viel Zucker gesund ist hängt eben stark vom individuellen Körper ab. Trotzdem geben 25, beziehungsweise 5o Gramm die Größenordnung vor. Wer 150 Gramm am Tag zu sich nimmt, der lebt ungesund.

Zucker steckt überall wo man ihn nicht vermutet

Dennoch: Wer nicht sehr bewusst auf seine Ernährung achtet, liegt in den allermeisten Fällen deutlich über diesen Grenzwerten. Denn “zugesetzter Zucker” bedeutet alles, was wir an irgendeinem Punkt des Herstellungsprozesses von Lebensmitteln von der Plantage bis zum Teller künstlich hinzufügen. Jedes künstlich gesüßte Lebensmittel, jeder Löffel Zucker im Tee und jeder Fruchtsaft zählen dazu.
Das führt dazu, dass kaum noch jemand weiß, auf welche Menge sich Zucker summiert, denn vielen Menschen ist überhaupt nicht bewusst wie viel davon wo überall versteckt ist.

Zucker hat viele Namen und die Lebensmittelindustrie nutzt sie alle, um den tatsächlichen Zuckergehalt auf ihren Verpackungen zu verschleiern. Oft kann man unter den Inhaltsstoffen Begriffe lesen wie: Saccharose, Dextrose, Malzextrakt oder Stärkesirup. Dahinter verbirgt sich Zucker. Viele Menschen kennen diese Namen für Zucker aber oft nicht und haben gar keine Möglichkeit herauszufinden, wie viel Zucker in ihren Fertigklößen oder im Pizzateig drin steckt.

Wir müssen vom Zucker weg

Wir wissen, dass in ungezählten Lebensmitteln über die Maßen viel Zucker enthalten ist. Überall steckt Zucker drin. Aber wir haben uns so sehr an den süßen Geschmack gewöhnt, dass es uns schwer fällt, auf ihn zu verzichten.

Wir wissen, dass Zucker ungesund ist, dass es leere Kalorien sind und wir davon dick werden und er unser Risiko für Krebs und viele andere Krankheiten steigert. Es gibt also eine Menge Gründe von diesem Zuckerberg herunter zu kommen. Mehr dazu welche Risiken konkret im Zucker stecken und was er alles anrichten kann, erkläre ich im nächsten Artikel.

Dieser Artikel ist Teil einer fünfteiligen Serie über Zucker

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