So manch eine Frau versucht ihr Leben lang abzunehmen und hat auch nach jahrelangen Diäten noch immer nicht an den Beinen abgenommen. Dazu kommt, dass diese schmerzen. Es handelt sich um ein Lipödem. Lässt sich mit der richtigen Ernährung etwas dagegen unternehmen?
Was ist ein Lipödem?
Beim Lipödem handelt es sich um eine Fettverteilungsstörung. Dabei sammelt sich vermehrt symmetrisch Fett an den Hüften, Po und den Beinen der nahezu ausschließlich weiblichen Betroffenen. Bekannt sind drei verschiedene Verteilungsmuster an den Beinen. So kann sich die Fettansammlung hauptsächlich auf die Oberschenkel begrenzen, bis auf die Unterschenkel ausweiten und in der dritten Form bis über die Knöchel ragen. Das Verteilungsmuster des Fetts an den Beinen findet sich meist auch mit geringeren Volumina an den Armen wieder. Zu dieser äußeren Erscheinung kommt die vermehrte Neigung zu blauen Flecken.
Doch das Krankheitsbild des Lipödems ist nicht rein optischer Natur. Spannungsgefühle und Erschöpfung bis hin zu starken Schmerzen in den Beinen, bedingt durch das tägliche Stehen, Gehen und Sitzen können gen Abend unerträglich werden.
Die Ursache der fehlerhaften Fettverteilung ist bislang ungeklärt.
Was lässt sich gegen ein Lipödem unternehmen?
In der Behandlung eines Lipödems sind vorrangig Mittel wie Lymphdrainagen, Kompressionstherapie, Bewegung und Hautpflege nötig. In gravierenden Fällen kann auch Fett operativ entfernt werden.
Da eine Vielzahl von Lipödempatientinnen übergewichtig oder adipös ist, spielt das Erreichen eines gesunden Gewichts eine große Rolle. Denn starkes Übergewicht kann zu einer eingeschränkten Bewegungsfähigkeit führen und somit zu einem Teufelskreis, der zu immer mehr Schmerzen führt. So kann also eine Ernährungsumstellung bei starkem Übergewicht das Beinvolumen reduzieren und so zu einer gewissen Linderung der Beschwerden führen. Die Gewichtsreduktion soll dabei durch eine Kombination aus Ernährung, Bewegung und ggf. verhaltenstherapeutischer Therapie bestehen und nicht durch Diät mit einem anschließend möglichen JoJo-Effekt.
Durch die optische Komponente werden viele Betroffene stigmatisiert, dass sie einfach weniger essen sollten und die Beine so auch normalgewichtiger aussehen könnten. Durch die Erkrankung ist dem leider nicht so. Gleichzeitig geraten viele Frauen mit Lipödem in Essstörungen oder denken nach der Diagnose, dass ihnen eine lebenslange Gewichtszunahme bevorsteht. Doch das muss nicht sein. Hierbei kann eine ausgewogene Ernährung helfen.
Doch leider lässt sich bei einem Normalgewicht mit Lipödem ernährungstechnisch nur präventiv arbeiten. D.h. durch eine gesunde, vollwertige und ausgewogene Ernährung lässt sich die Verschlimmerung der Krankheit durch Übergewicht oder Adipositas und damit verbundene weitere Krankheiten verhindern und kann eventuell Beschwerden lindern. Doch lässt sich allein durch die Ernährung bei Normalgewicht wenig gegen die Fettgewebseinlagerung in den Beinen tun, heilen lässt sie sich damit also nicht.
Wie sollte ich mich bei einem Lipödem ernähren?
Für eine spezielle Ernährung bei Lipödem fehlt eine gute Studienlage. Die Empfehlungen sind daher etwas allgemeiner gehalten und beziehen sich viel auf eine gesunde Abnahme bei Lipödempatientinnen mit Übergewicht.
So solltest du bei dieser Erkrankung entsprechend der ärztlichen Leitlinie zur Behandlung eines Lipödems darauf achten, ausreichend Proteine zu dir zu nehmen. Diese halten satt und helfen bei der Abnahme und stellen sicher, dass dabei keine Muskelmasse verloren geht.
Die Forschung geht davon aus, dass Blutzucker- und Insulinspitzen insbesondere beim Lipödem vermieden werden sollten, da ein erhöhter Insulinspiegel die Bildung von Fettgewebe begünstigt. Daher solltest du, wenn du betroffen bist, ausreichend lange Pausen zwischen deinen Mahlzeiten von mindestens vier Stunden einhalten und könntest dich am 3-Mahlzeiten-Prinzip orientieren.
Weiterhin gibt es Hinweise darauf, dass beim Lipödem eine chronische, stille Entzündung eine Rolle spielt. Daher ist es sinnvoll, auf eine antientzündliche bzw. antiinflammatorische Ernährung zu setzen. Das bedeutet wenig Zucker, wenig rotes Fleisch, dafür Omega-3-Fettsäuren. Daher kann die mediterrane Ernährung bei Lipödem eine gute Wahl sein. Diese ist reich an Gemüse, Obst und vielen guten Fetten aus Olivenöl, Fisch und Nüssen. Wenn du mehr zur mediterranen Ernährung erfahren möchtest, lies unseren Artikel „Mittelmeergefühle mit der mediterranen Ernährung“.
Auch eine kalorienreduzierte ketogene Ernährung kann laut konsensbasierter Leitlinie beispielsweise durch das Fehlen von Blutzuckerspitzen (wenn kein Diabetes mellitus Typ 1 vorliegt) und biochemische Prozesse antiinflammatorisch, also antientzündlich, wirken. Zudem gibt es Hinweise, dass die ketogene Ernährung die Schmerzen durch das Lipödem lindern kann und so die Lebensqualität der Patientinnen verbessern kann. Wenn diese dir zusagt, kann sie auch ein adäquates Mittel der Wahl zur Linderung deiner Symptome sein. Auch zur ketogenen Ernährung kannst du auf unserem Blog unter diesem Link: „Ketogene Diät – Was ist das?“ mehr lesen. Besonders in der Kombination der ketogenen und der mediterranen Ernährung könnten sich die positiven Effekte noch verstärken.
Quelle
Deutsche Gesellschaft für Phlebologie und Lymphologie e.V.: S2K-Lipödem, 5.0, 2024, https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/037-012 (abgerufen am: 23.07.2024)
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