Viele verbinden ihre Blutgruppe mit einem Arztbesuch oder gar dem Rettungswagen, aber gibt es auch eine Verbindung zur Ernährung? Kannst du die Auswahl deiner Lebensmittel an deine Blutgruppe anpassen und so Krankheiten vorbeugen? Finden wir es heraus.

Wie funktioniert die Blutgruppendiät?

Die Blutgruppendiät wurde 1997 im Buch „4 Blutgruppen“ vom Naturheilkundler Peter D’Adamo beschrieben. Grundlage der Diät ist die Theorie, dass sich die Blutgruppen in verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte entwickelt haben und mit der typischen Ernährung dieser Zeit verknüpft sind. So bestimme die evolutionäre Herkunft, welche Nahrungsmittel für die jeweilige Blutgruppe am gesündesten und am bekömmlichsten sei. Bestimmte Lebensmittel würden je nach Blutgruppe zu Verdauungsproblemen, Entzündungen oder gar Krankheiten führen, während andere verträglicher oder sogar heilsam seien. 

Eine besondere Rolle in dieser Ernährungslehre nehmen pflanzliche Eiweiße namens Lektine ein. Diese stehen laut D’Adamo in Wechselwirkung mit den Antigenen der Blutgruppen und würden bei ‘falscher Ernährung’ gesundheitliche Probleme verursachen. Für jede der vier Blutgruppen 0, A, B und AB sind also verschiedene Ernährungspläne vorgesehen.

Was darf ich mit Blutgruppe 0 essen?

D’Adamo zufolge ist Blutgruppe 0 die älteste. Sie habe schon zur Steinzeit existiert, als die Menschen noch Jäger und Sammler waren. Demzufolge seist du mit Blutgruppe 0 der Typ ‚Jäger‘ und sollest dich auch so ernähren wie zur Steinzeit. D.h. mit viel Fleisch, aber kaum Getreide- oder Milchprodukte, da zu dieser Zeit weder Ackerbau noch Viehzucht betrieben wurden. Das entspricht in etwa der Paleo-Diät, lies dazu gern unseren Artikel „Paleo – Essen wie in der Steinzeit“.

Was darf ich mit Blutgruppe A essen?

Die Blutgruppe A soll sich zur Zeit der ersten Bauern entwickelt haben und wird daher von D’Adamo als ‚Landwirt‘ bezeichnet. Hast du diese Blutgruppe, solltst du dich überwiegend pflanzlich ernähren, also mit viel Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchten, aber möglichst kein Fleisch essen und Fisch nur in Maßen. Auch Milchprodukte gelten für diesen Typ als problematisch. Tierische Produkte sollen hier vermieden werden, da die ersten Bauern nach D’Adamos Ansicht keine Nutztiere zur Nahrungsgewinnung gehalten haben. Diese Ernährungsform erinnert an eine pescetarische oder vegetarische Kost und soll laut D’Adamo das Immunsystem stärken und Stressresistenz fördern.

Was darf ich mit Blutgruppe B essen?

Blutgruppe B gilt als ‘Nomade’, entstanden in Völkern mit tierischer Viehzucht und größerer Mobilität. Dieser Typ darf laut D’Adamo fast alles essen – von Fleisch über Milchprodukte bis hin zu Gemüse und Getreide. Nur wenige Lebensmittel wie Hühnerfleisch, Mais oder Linsen sollen gemieden werden, da sie Unverträglichkeiten auslösen könnten.

Was darf ich mit Blutgruppe AB essen?

Menschen mit Blutgruppe AB gelten in dieser Ernährungslehre als moderne Mischköstler, da diese Blutgruppe aus einer Vermischung von A und B entstanden sei. Genannt wird dieser Typus der ‚Rätselhafte‘, weil sie die jüngste sei. Sie kombiniert Merkmale beider Gruppen (A und B). Die empfohlene Ernährung ist gemäßigt: wenig Fleisch, dafür viel Gemüse, Fisch, Milchprodukte, Eier und Getreide in Form von Brot und Gebäck. Diese Form ist am breitesten angelegt und bietet den größten Spielraum.

Was bringt die Ernährung nach Blutgruppe?

Verfechter der Blutgruppendiät behaupten, dass eine auf die jeweilige Blutgruppe abgestimmte Ernährung nicht nur die Verdauung und das allgemeine Wohlbefinden verbessern, sondern auch beim Abnehmen helfen könne. Darüber hinaus sollen bestimmte Nahrungsmittel je nach Blutgruppe Entzündungen fördern oder hemmen, das Immunsystem beeinflussen und sogar chronischen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs vorbeugen oder diese lindern können. Der Ansatz ist also nicht nur auf Gewichtsreduktion ausgelegt, sondern verspricht ganzheitliche gesundheitliche Vorteile.

Kann ich mit der Blutgruppendiät abnehmen?

Eine Gewichtsabnahme kann bei der Blutgruppendiät durchaus eintreten. Dies ist allerdings nicht unbedingt wegen der Blutgruppenanpassung der Fall, sondern eher, weil viele verarbeitete Lebensmittel sowie Zucker, Alkohol und stark fetthaltige Nahrungsmittel reduziert oder ganz weggelassen werden. Diese Umstellung kann ganz unabhängig von der Blutgruppe zu einem Kaloriendefizit führen, welches schließlich in einer Gewichtsabnahme mündet. Besonders bei Typ A, der sich stark pflanzenbasiert ernährt, oder Typ 0, der sich an einer eiweißreichen Paleo-Ernährung orientiert, kann es zu einem Gewichtsverlust kommen. Allerdings ist das kein Beweis für die Wirksamkeit der Blutgruppentheorie selbst.

Je nach Ausgangslage kann mit der Blutgruppendiät eine Gewichtsabnahme erzielt werden.

Welche Risiken birgt die Blutgruppendiät?

Auch wenn die Blutgruppendiät nicht unpopulär ist, ist sie nicht frei von Risiken – insbesondere, wenn sie über einen längeren Zeitraum strikt befolgt wird. Die Ernährungsvorgaben sind je nach Blutgruppe teils sehr einseitig. So besteht die Gefahr von Nährstoffmängeln. Beispielsweise kann bei Blutgruppe A, die weitgehend auf Fleisch verzichtet, ein Mangel an Eisen oder Vitamin B12 entstehen. Umgekehrt könnte Blutgruppe 0, die Milchprodukte meiden soll, langfristig zu wenig Kalzium aufnehmen, was sich negativ auf die Knochengesundheit auswirken kann. Gleichzeitig soll diese Blutgruppe viel Fleisch essen, was sich durch die enthaltene Arachidonsäure entzündungsfördernd auswirken kann.

Ein weiteres Risiko ist, dass Menschen durch das starre Festhalten an den Vorgaben der Blutgruppendiät gesunde und individuell gut verträgliche Lebensmittel meiden, weil sie laut der Theorie nicht zur Blutgruppe passen würden. Dadurch kann das intuitive Essverhalten gestört werden, was bei manchen womöglich zu übermäßiger Kontrolle oder Essstörungen führen könnte.

Nicht zuletzt besteht das Risiko, dass sich Menschen mit chronischen Erkrankungen in der Hoffnung auf eine Heilung durch die Blutgruppendiät von einer medizinisch notwendigen Therapie abwenden oder diese vernachlässigen. Das kann ernsthafte gesundheitliche Folgen haben.

Wie ist die Blutgruppendiät wissenschaftlich zu bewerten?

Die Blutgruppendiät kann auf den ersten Blick plausibel wirken, da sie sich auf evolutionäre Entwicklungen und individuelle Verträglichkeiten stützt. Doch der wissenschaftliche Konsens sieht das anders: Nach aktuellem Stand der Forschung gibt es keine belastbaren Belege dafür, dass die Blutgruppe einen signifikanten Einfluss auf die Verträglichkeit bestimmter Lebensmittel hat oder dass eine darauf abgestimmte Diät Krankheiten vorbeugen oder gar heilen kann.

Weder die Theorie der evolutionären Entstehung der Blutgruppen noch die Ableitung spezifischer Ernährungsempfehlungen sind wissenschaftlich haltbar. Zwar konnte noch nicht abschließend geklärt werden, welche wirklich die älteste und damit sogenannte ‚Urblutgruppe‘ des Menschen ist. Man weiß jedoch mittlerweile, dass Blutgruppe 0 durch eine Mutation der Blutgruppe A entstand und somit nicht die älteste sein kann. Auch der Aspekt der Berufe wie Jäger oder Landwirt ist haltlos, da auch Menschenaffen über die Blutgruppen 0, A und B verfügen.

Du kannst gründlich durcherhitzte Hülsenfrüchte bedenkenlos zu dir nehmen, ganz unabhängig von deiner Blutgruppe.

Die pflanzlichen Proteine (Lektine), die laut D’Adamo eine große Rolle bei der Blutgruppenernährung spielen, kommen besonders in Hülsenfrüchten und Weizen vor. Lektine sind im rohen Zustand des Lebensmittels tatsächlich giftig. Sie führen zu Darmreizungen und verklumpen das Blut. Allerdings werden sie durch Erhitzen unschädlich gemacht und haben keine spezielle Wechselwirkung mit Antigenen der verschiedenen Blutgruppen. Somit sind gekochte Hülsenfrüchte Bohnen oder Linsen nicht gefährlich, sondern sehr gesund

Zu guter Letzt fehlen Studien, die einen positiven Effekt der Diät belegen würden, insbesondere randomisierte kontrollierte Studien, die als Goldstandard in der Ernährungswissenschaft gelten. Wir raten stattdessen zu einer ausgewogenen, abwechslungsreichen Ernährung nach den zehn Empfehlungen der DGE, die auf wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen basieren.

Fazit

Die Blutgruppendiät bietet zwar durch das Weglassen industriell verarbeiteter Nahrungsmittel gewisse gesundheitliche Vorteile, jedoch nicht aufgrund der Blutgruppenzuordnung. Ihre Gesundheits– und Heilsversprechen, in Hinblick auf die Prävention oder Behandlung von Krankheiten, sind aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar. Um die Titelfrage zu beantworten: Du kannst mit deiner Blutgruppe alles essen, was du möchtest. Du wirst keine Vor- oder Nachteile aufgrund deiner Blutgruppenzugehörigkeit erfahren. Wenn du dich gesund und individuell angepasst ernähren möchtest, solltest du besser auf fundierte, evidenzbasierte Empfehlungen zurückgreifen – im Zweifel in ärztlicher Absprache oder mit Ernährungsfachkräften.

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