Wer abnehmen möchte, findet im Internet auch die Ayurveda-Ernährung. Doch ist diese auch einfach eine Diät mit schneller Gewichtsabnahme? Oder was steckt sonst hinter der altindischen Ernährungsform? Kannst du dir damit vielleicht eine bessere Verdauung und Gesundheit erhoffen?

Kurze Einführung in Ayurveda

Die ayurvedische Lehre geht davon aus, dass jeder Mensch eine einzigartige Konstitution hat. Dabei werden unter Konstitutionen die Lebensenergie- oder ‚Dosha‘-Typen und ihre Mischformen verstanden. Diese drei Dosha nennen sich Vata, Pitta und Kapha. Diese Konstitutionstypen sollen sowohl die körperliche als auch die geistige Veranlagung einer Person beeinflussen.

Den Annahmen dieser Lehre nach kann ein Ungleichgewicht in diesen Doshas zu Krankheiten führen. Daher soll die Ernährung das Gleichgewicht der Doshas individuell auf die Konstitution einer Person angepasst aufrechterhalten bzw. wiederherstellen.

Häufig wird auch von dem Verdauungsfeuer namens Agni gesprochen. Dieses soll in der Mittagszeit zwischen 10 und 14 Uhr am stärksten ‚lodern‘ oder arbeiten. Daher wird nach Ayurveda-Ernährung mittags die größte Mahlzeit zu sich genommen.

Die wichtigsten Regeln der Ayurveda-Ernährung

Die allgemeinen Ernährungsregeln nach Ayurveda beinhalten, dass du nur essen sollst, wenn du wirklich Hunger hast und immer erst dann, wenn die letzte Mahlzeit bereits verdaut wurde. So sollen die Verdauungs- und Stoffwechselprozesse nicht belastet werden. Außerdem solltest du dich nach der Ayurveda-Lehre nicht vollständig satt essen, stattdessen immer nur zwei Hände voll. Deine Mahlzeiten sollten möglichst selbstgekocht und warm sein und gleichzeitig alle sechs ayurvedischen Geschmacksrichtungen (Rasa) beinhalten. Diese solltest du dann in der Reihenfolge der Verdauungsphasen zu dir nehmen. Das heißt zuerst süß, dann sauer, salzig, scharf, bitter und zum Schluss herb (oder zusammenziehend). Doch die Gewichtung hängt von deinem bestimmten Konstitutionstypen ab. Alles wird darauf angepasst.

Nach Ayurveda dürfen einige Lebensmittel nicht miteinander kombiniert werden. Darin wird die Ursache unterschiedlicher Krankheiten gesehen. Von besonderer Bedeutung ist dabei, was mit Milch oder Milchprodukten kombiniert werden sollte und was nicht. So sollst du beispielsweise keine Milch zur gleichen Mahlzeit wie Fleisch, Fisch, Knoblauch oder Bananen (und vielen weiteren Lebensmitteln) zu dir nehmen. Aber auch z.B. Fleisch sollte nicht mit Honig oder Zuckerrohrprodukten zusammen gegessen werden und saure Früchte nicht mit Milchprodukten wie Käse oder Joghurt.

Ungesüßte Kräutertees kannst du nach der ayurvedischen Lehre bestens nutzen, um deinen Flüssigkeitbedarf zu decken.

Die Zutaten, die du aussuchst, sollten frisch sowie der Jahreszeit und den Örtlichkeiten angepasst sein. Auf dem Speiseplan stehen in der Ayurveda-Lehre generell viel Gemüse, Salat und Milchprodukte, dagegen wenig Fleisch, Fisch und Eier. Trinken solltest du nach Ayurveda eigentlich nicht zu den Mahlzeiten bzw. anderthalb Stunden vor und nach der Mahlzeit nicht, um das Verdauungsfeuer (Agni) nicht zu löschen. Als Ausnahme gilt hierbei jedoch verdauungsfördernder Kräutertee. Wenn du trinkst, dann nur wenn du durstig bist und nur warmes bzw. abgekochtes Wasser und Kräutertees.

Auch zu der Frage, wie du dein Essen einnehmen solltest, gibt es ein paar ayurvedische Richtlinien. So solltest du nicht im Stehen oder in Eile essen, stattdessen in geeigneter Atmosphäre und ruhiger Gemütsverfassung. Zu guter Letzt solltest du keine Bedürfnisse wie den Stuhlgang, den Harndrang, das Aufstoßen oder Gähnen unterdrücken.

Ayurveda-Ernährung nach heutigem Wissensstand

In der Ernährungswissenschaft ist mittlerweile die Notwendigkeit personalisierter Ernährung Konsens. Daher ist die Idee, die Ernährung auf jeden Einzelnen anzupassen, positiv hervorzuheben. Allerdings sind die verschiedenen Konstitutionstypen der Ayurveda-Lehre wie viele andere Aspekte der ayurvedischen Lehren nicht wissenschaftlich belegt. Stattdessen bezieht sich die Individualität der Menschen beispielsweise auf die Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms.

Viele Annahmen des Ayurveda vor allem über die Verdauung sind falsch. So ist deine Verdauung weder um die Mittagszeit stärker als zu anderen Uhrzeiten, noch kannst du verschiedene Geschmacksrichtungen in verschiedenen Phasen der Verdauung besser verarbeiten als in anderen. Genauso kannst du besten Gewissens Wasser und ungesüßte Tees jederzeit zu dir nehmen. Aus unserer Sicht darfst du auch definitiv dann etwas trinken, wenn du keinen Durst verspürst, da viele Deutsche verlernt haben, ihr Durstgefühl als solches zu erkennen und es mit Hunger verwechseln. Abgekocht sollte es nach Ayurveda aus Gründen der Keimabtötung sein, doch darüber musst du dir mit deutschem Leitungswasser keine Gedanken machen.

Auch weitere Annahmen, wie über die unzulässige Kombination bestimmter Lebensmittel, sind nach heutigem Wissensstand nicht haltbar. Wenn es dir schmeckt, kannst du also auch saure Früchte wie Zitronen mit Käse essen. Das könnte sogar deiner Zahngesundheit zugutekommen. Mehr dazu liest du in Zahngesundheit – strahlendes Lächeln von innen.

Ayurvedische Gerichte bieten eine Menge Geschmacksrichtungen, auch wenn du sie nicht in einer bestimmten Reihenfolge verdauen musst.

Je nach Quelle werden oft auch andere Falschaussagen verbreitet wie, dass Ghee, das Fett, das in der ayurvedischen Küche sehr viel Anwendung findet, kein Cholesterin enthalten würde oder dass dein Körper Rohkost nicht verdauen könne. Jedoch stimmt es, dass die Stoffwechselprozesse weniger belastet werden, wenn du eine Pause zwischen den Mahlzeiten lässt. So muss kein Insulin ausgeschüttet werden und die Bauchspeicheldrüse wird entlastet.

Unabhängig davon können jedoch allgemeine Empfehlungen der ayurvedischen Ernährung wie der Rat zur Saisonalität und Frische der Zutaten sowie die Verhaltensregeln zur Art und Weise des Essens als positiv betrachtet werden. Letztere legen achtsames Essen nahe, das befürworten wir stark. Isst du nicht in Eile, hast du Zeit, deinem Sättigungsgefühl nachzuspüren. Dieses tritt erst nach 20 min ein. Gleichzeitig fördern die ayurvedischen Lehren das Drei-Mahlzeiten-Prinzip durch den Grundsatz, nur dann zu essen, wenn die letzte Mahlzeit verdaut wurde, wobei die Verdauung hier mit der Passage des Magens gleichgesetzt werden muss. Diese benötigt in der Regel vier Stunden. Genau die Pause, die das Drei-Mahlzeiten-Prinzip vorsieht.

Fazit

Auch wenn viele Regeln des Ayurveda wissenschaftlich nicht haltbar sind, kannst du dennoch viel Gutes aus den Regeln der Ayurveda-Ernährung mitnehmen. Als Diät im klassischen Sinne solltest du sie nicht betrachten, allein schon aus dem einfachen Grund, dass vorübergehende Diäten dich immer nur kurzzeitig abnehmen lassen. Doch allgemein ist die Ayurveda-Ernährung kein schlechter Beginn einer Ernährungsumstellung. Vitamin- und ballaststoffreich ist diese Ernährungsform, so drohen dir im Gegensatz zu anderen Ernährungsformen keine Mangelerscheinungen. Schaffst du es also, mit Ayurveda deine Ernährung langfristig umzustellen, vielleicht sogar mit zusätzlicher Bewegung durch Yoga, ist es gut möglich, damit nicht nur einen langfristigen Erfolg für dich persönlich zu erzielen, sondern auch gleichzeitig mit saisonalen und biologisch erzeugten Lebensmitteln einen Beitrag für die Umwelt zu leisten.

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