Bitterstoffe sollen die Lust auf Süßes hemmen, Heißhungerattacken bekämpfen und die Sättigung stärken. So werden nicht nur die natürlichen Bitterstoffe angepriesen, sondern auch künstliche Bitterstoffe in Tropfenform von verschiedensten Herstellern zum Abnehmen angeboten. Doch sind sie wirklich so eine Wunderwaffe?

Was sind Bitterstoffe?

Bitterstoffe sind ganz allgemein alle Verbindungen, die auf deiner Zunge an einem Rezeptor für bitteren Geschmack binden können. Das heißt, sie bilden keine einheitliche chemische Gruppe und können sowohl in der Natur vorkommen als auch künstlich hergestellt werden.

Viele Bitterstoffe können jedoch der Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe zugeordnet werden und diese bieten eine ganze Reihe positiver Gesundheitsauswirkungen. Welche das sind, erfährst du in: Sekundäre Pflanzenstoffe – Deswegen sind pflanzliche Lebensmittel so gesund.

Allgemein ist bitter die am wenigsten beliebteste der fünf Geschmacksrichtungen. Das ist auch kaum verwunderlich, denn evolutionsbedingt soll bitterer Geschmack auf Unreifes, Verdorbenes oder sogar Giftiges hinweisen. Diese abschreckende Wirkung nutzen Pflanzen mit Bitterstoffen als sekundäre Pflanzenstoffe auch als Fraßschutz, daher wurde vielen essbaren Pflanzen das Bittere über Jahrhunderte herausgezüchtet.

Wie wirken Bitterstoffe im Körper?

Nur bittere Medizin kann noch als etwas Positives gedeutet werden und als solche können Bitterstoffe teilweise tatsächlich wirken. Durch Bitterstoffe werden Mechanismen wie Speichelfluss und Magensaftproduktion angeregt. Das regt in der Folge deinen Appetit und deine Verdauung an. Daher werden sie auch in der Medizin bei Magersucht oder Mundtrockenheit angewendet. Und auch auf deine Darmtätigkeit haben sie eine positive, anregende Wirkung.

Bitterstoffe sind medizinisch bekannt dafür, dass sie mit ihrem bitteren Geschmack gegen Übelkeit helfen. Außerdem sollen sie dein Immunsystem stärken, Fieber senken und sogar bei der Behandlung von Morbus Crohn helfen.

In Brennnesseln und Löwenzahn sind viele Bitterstoffe enthalten. Aus diesen kannst du nicht nur Tee oder Salat, sondern z.B. auch Pesto machen.

Was bringen Bitterstoffe zum Abnehmen wirklich?

In präklinischen Studien, das heißt in der Petrischale oder im Tierversuch, zeigen Bitterstoffe vielversprechende Effekte wie die Ausschüttung von Hormonen, die das Sättigungsgefühl anregen, die Anregung der Darmbewegung, die Senkung des Blutzuckerspeigels oder Senkung der Nahrungsaufnahme und könnten so beim Abnehmen helfen. Das sind alles Faktoren, die auch bei der Behandlung oder Prävention von Übergewicht und Diabetes Typ 2 hilfreich sein könnten (1).

Es gibt auch Hinweise auf erhöhte Fettverbrennung durch Bitterstoffe beim Sport (2). Doch all diese Forschungsergebnisse sind mit Einschränkungen zu betrachten, denn es ist einerseits nicht abschließend geklärt, ob sie sich auf dich als Menschen übertragen lassen, ob es sich für natürliche Bitterstoffe wie künstliche gleichermaßen verhält, oder ob die erhöhte Fettverbrennung auch Übergewichtigen helfen kann und nicht nur gesunden, männlichen Sportlern auftritt.

Wenn du dir die möglichen positiven Eigenschaften von Bitterstoffen zunutze machen möchtest, dann kannst du dies gern tun, indem du auf die pflanzlichen Lebensmittel zurückgreifst, in denen sie natürlicherweise enthalten sind. Das sind zum Beispiel Gemüsesorten wie Artischocken, Rosenkohl, Grünkohl, Fenchel, Linsen, Kohlrabi, Auberginen, Rosenkohl oder Obstsorten wie Zitrusfrüchte aber auch Salate wie Radicchio, Chicorée, Rucola enthalten besonders viele Bitterstoffe. Wenn du es besonders naturnah magst, kannst du auch Löwenzahn und Brennnesseln sammeln und sie zu Tee oder Salat verarbeiten.

So kannst du dir sicher sein, dass auch wenn sich die vielversprechende Wirkung der Bitterstoffe in Grenzen halten sollten, dass du dir und deinem Körper trotzdem etwas Gutes getan hast, da du mit diesen Lebensmitteln automatisch auch immer weitere sekundäre Pflanzenstoffe, Vitamine und Ballaststoffe aufnimmst.

Quellen

(1) Rezaie, P. et al. (2021) ‘Effects of Bitter Substances on GI Function, Energy Intake and Glycaemia-Do Preclinical Findings Translate to Outcomes in Humans?’ Nutrients, 13(4). doi: 10.3390/nu13041317

(2) Gutiérrez-Hellín, J. and Del Coso, J. (2018) ‘Dose-Response Effects of p-Synephrine on Fat Oxidation Rate During Exercise of Increasing Intensity’, Phytotherapy Research : PTR, 32(2), pp. 370–374. doi: 10.1002/ptr.5937

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