Gicht hat sich von der Krankheit der Reichen und Adligen zur Volkskrankheit entwickelt. Doch was genau ist Gicht eigentlich und lässt sie sich verhindern oder lindern? Welche Lebensmittel solltest du bei Gicht meiden?
Was ist Gicht?
Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch eine zu hohe Harnsäurekonzentration im Blut (Hyperurikämie) hervorgerufen wird. Dabei kommt es zu Ablagerungen der Harnsäure bzw. ihres Salzes, dem Urat, in Gelenken und anderen Geweben. Es gibt verschiedene Stadien von der reinen Hyperurikämie, über die akute Gicht in Form eines Gichtanfalls, bis hin zur chronischen Gicht, wenn keine Behandlung erfolgt. Bei der chronischen Gicht treten Schmerzen auch zwischen den akuten Anfällen auf.
Prominentestes Symptom eines Gichtanfalls sind plötzliche, meist nachts auftretende, stechende Schmerzen in den Zehen, die vornehmlich im großen Zeh beginnen. Möglich sind diese Schmerzen aber auch in Knie-, Daumen- oder Fußgelenken.
Wer ist von Gicht betroffen?
Früher war Gicht die Krankheit der Reichen und Adligen. Heutzutage hat sie sich zu einer ernährungsbedingten Volkskrankheit entwickelt. Neben dem Diabetes mellitus Typ 2 ist sie mit die häufigste Stoffwechselerkrankung in den Industrieländern. In Deutschland sind ca. 1 Mio. Menschen betroffen. Zu den Risikofaktoren gehören Übergewicht, Bewegungsmangel und eine fleischlastige sowie fructose– und alkoholreiche Ernährung. Warum dem so ist, erklären wir später.
Zu den Betroffenen zählen deutlich mehr Männer als Frauen. Bei Männern beginnt die Krankheit etwa im Alter um die 40 Jahre. Frauen erkranken meist erst nach der Menopause. Denn das weibliche Geschlechtshormon Östrogen schützt in gewissem Maße vor Gicht, weil es die Ausscheidung der Harnsäure über die Nieren fördert.
Worauf Frauen in den Wechseljahren achten sollten, kannst du in Wie ernähre ich mich richtig in den Wechseljahren? nachlesen.
Wie entsteht Gicht?
Harnsäure ist ein natürliches Abbauprodukt in deinem Körper. Sie entsteht z.B. im Zuge der Zellerneuerung. Werden alte, kranke oder tote Zellen mitsamt ihrem Erbmaterial abgebaut, entstehen Abbauprodukte – die sogenannten Purine. Diese werden im weiteren Abbau zu Harnsäure verstoffwechselt und ausgeschieden. Es sei denn, eine Krankheit hindert die Ausscheidung der Harnsäure. Ist zu viel Harnsäure im Blut, lagert sich diese in Form von sehr kleinen Kristallen in den Gelenken ab, denn Harnsäure ist nur bis zu einer bestimmten Konzentration im Blut löslich. Je höher die Harnsäurekonzentration im Blut, desto eher kommt es zu einem akuten Gichtanfall und den damit verbundenen Schmerzen.
Wichtig zu unterscheiden sind die primäre Gicht und die sekundäre Gicht. Die primäre Gicht ist genetisch bedingt und fußt auf einer fehlerhaften Harnsäureausscheidung. Sie wird jedoch verschlimmert durch eine calciumarme, purinreiche Ernährung, Alkoholgenuss und die Einnahme stark fructosehaltiger Getränke.
Bei der sekundären Gicht entsteht die Hyperurikämie durch andere Krankheiten, die entweder zu vermehrter Harnsäurebildung führen oder zur verringerten Ausscheidung dieser. Die vermehrte Bildung erfolgt beispielsweise beim Zerfall von Tumorzellen nach einer Chemotherapie, aber auch beim Zerfall von roten Blutkörperchen bei einer hämolytischen Anämie oder durch eine Psoriasis. Zur verminderten Ausscheidung können bereits vorausgehende Nierenerkrankungen führen sowie Krankheiten, die in deinen Hormonstoffwechsel eingreifen, aber auch Medikamente wie Aspirin oder Schleifendiuretika. Steuerst du der Gicht nicht entgegen, gelangen die Uratkristalle in tiefere Schichten deines Knorpels oder Knochen und die Gicht wird chronisch.
Auch wenn das so klingt, als wäre Gicht durch die Prädisposition bzw. andere Erkrankungen nicht verhinderbar, trägt dein eigener Lebens- und Ernährungsstil stark zur Krankheitsentwicklung bzw. deren Prävention bei. Denn auch wenn Purine als Gichtauslöser auf natürlichem Wege in deinem Körper entstehen, nimmst du diese auch in erheblichem Maße über die Nahrung auf.
Daher ist die gute Nachricht: Mit der richtigen Ernährung und Lebensweise lässt sich der Harnsäurespiegel im Blut herunterregulieren und so Gichtanfälle verhindern.
Welche Lebensmittel sollte ich bei Gicht meiden?
Wie bereits erwähnt, sind die gichtfördernsten Inhaltsstoffe Purine, Ethanol (Alkohol) und Fruktose. Purine aus dem einfachen Grund, da sie zu Harnsäure verstoffwechselt werden. Demnach solltest du purinhaltige Lebensmittel meiden und nicht mehr als 300 mg Purine pro Tag zu dir nehmen. Purine findest du vorrangig in Fleisch, Innereien, Fisch und Meeresfrüchten. Besonders viel von den Purinen stecken dabei in der Haut von Fleisch und Fisch. Zwar enthalten auch pflanzliche Lebensmittel wie beispielsweise Hülsenfrüchte Purine, doch deutet die derzeitige Studienlage darauf hin, dass diese unbedenklich sind.
Zweiter Gichttreiber ist Alkohol. Denn Alkohol hemmt einerseits die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren, gleichzeitig begünstigt es das Ausfallen der Uratkristalle in den Gelenken. Daher solltest du dringend bei der Diagnose Gicht deinen Alkoholkonsum reduzieren oder bestenfalls ganz darauf verzichten. Der Griff zum alkoholfreien Bier scheint hier naheliegend. Doch leider enthält alkoholfreies Bier eine beachtliche Menge Purine.
Wie Alkohol hemmt auch Fructose die Ausscheidung der Harnsäure. Zusätzlich aber entsteht bei der Verstoffwechselung von Fructose auch noch indirekt Harnsäure. So steigt die Harnsäurekonzentration in deinem Blut schon kurz nach der Fructoseaufnahme messbar an. Deshalb solltest du jedoch nicht auf sämtliches Obst verzichten. Der Hauptübeltäter ist High-fructose-corn-syrup. Dieser wird in Fertigprodukten und süßen Getränken mittlerweile sogar häufiger als Haushaltszucker zum Süßen verwendet. Du findest ihn auch unter den Namen Maissirup, Glucose-Fructose, Isoglucose oder Glucose-fructose syrup auf der Zutatenliste. Mache um diesen also lieber einen Bogen.
Wie sollte ich mich bei Gicht ernähren?
Insgesamt ist es wichtig bei Gicht ein für deine Körpergröße gesundes Gewicht zu erzielen oder dieses zu halten, so kann sich deine Harnsäurekonzentration im Blut einpendeln und du schonst deine Gelenke. Dies solltest du aber langsam und stetig, statt übers Fasten oder Radikaldiäten, erreichen. Sonst entstehen beim Muskel- und Fettabbau Stoffe namens Ketonkörper, die die Ausscheidung der Harnsäure hemmen und so wieder Gichtanfälle auslösen können.
Stattdessen solltest du eine ovo-lacto-vegetabile Ernährung anstreben. Das bedeutet eine Ernährung reich an Gemüse, Getreideprodukten, Milchprodukten und Eiern. Purinhaltige Lebensmittel musst du nicht komplett streichen, doch solltest du sie nur in Maßen von weniger als 300 mg Purinen pro Tag zu dir nehmen. Zu der gesunden Ernährung und der Gewichtsabnahme ist auch regelmäßige Bewegung gut für deine von Gicht betroffenen Gelenke. Nur darfst du dich nicht überanstrengen. Trainierst du zu stark oder zu viel, entsteht Milchsäure (Lactat), welches ebenfalls die Harnsäureausscheidung behindert.
Außerdem ist es bei Gicht wichtig, dass du genug trinkst – am besten 2 Liter über ungesüßte Getränke wie Wasser oder Tee, um die Harnsäure über die Niere auszuscheiden. Tatsächlich sind auch in Kaffee, schwarzem Tee und Kakao Purine enthalten. Doch du kannst aufatmen – diese werden zum Glück nicht zu Harnsäure abgebaut und du kannst sie bedenkenlos genießen. Im Gegenteil kann sich Kaffee bis zu vier Tassen am Tag sogar positiv auf deinen Harnsäurespiegel auswirken.
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