Wir alle haben einen Rhythmus, nach dem wir morgens aufwachen, unsere aktivste Phase über den Tag haben, bis wir schließlich abends wieder müde werden und einschlafen. Dieser Schlaf-Wach-Rhythmus bzw. diese innere Uhr tickt aber nicht bei allen Menschen gleich. Daher gibt es Frühaufsteher, Langschläfer und alle dazwischen. Doch wusstest du, dass diese innere Uhr eine Drüse in deinem Gehirn ist?

Was ist die Zirbeldrüse?

Das ist eine kleine zapfenförmige Drüse an der Rückseite deines Mittelhirns. Die meisten kennen sie als Zirbeldrüse, doch sie hat noch viele andere Namen. So wird sie zum Beispiel wissenschaftlich Pinealis oder anatomisch gesprochen Epiphyse genannt. In spirituellen Kreisen ist sie auch als „drittes Auge“ bekannt, welches vor allem mit der Intuition in Verbindung gebracht wird.

Die Zirbeldrüse gibt den Takt an

 

Die Hauptaufgabe der endokrinen (einen Stoff nach innen abgebende) Drüse ist die Produktion des Schlafhormons Melatonin. Dieses wird von bestimmten neurosekretorischen Zellen, den namentlich passenden Pinealozyten, aus Serotonin, das als Glückshormon bekannt ist, gebildet. Melatonin wird schließlich ins Blut und ins Gehirnwasser abgegeben.

Melatonin wird bei Dunkelheit, also überwiegend nachts, gebildet und reguliert deinen Schlaf-Wach-Rhythmus. Somit stellt es bildlich gesprochen die Zeiger deiner inneren Uhr nach dem Tageslicht. So bildest du im Sommer weniger Melatonin als im Winter, da es hier länger hell ist. Während der Nacht liegt dein Melatoninspiegel 3 – 12 Mal höher als tagsüber, mit dem morgendlichen Sonnenlicht sinkt dieser schließlich wieder.

Darüber hinaus senkt das Hormon deinen Blutdruck, deinen Energiebedarf sowie deine Körpertemperatur. Diese Mechanismen fördern einerseits die Müdigkeit und bereiten uns so optimal auf den Schlaf vor, stärken gleichzeitig aber auch das Immunsystem. Außerdem wirkt das Schlafhormon antioxidativ, indem es Zellschäden über die Nacht regeneriert. Bei Schlafstörungen kann Melatonin auch medikamentös eingesetzt werden – die Einnahme sollte aber nur unter ärztlicher Abklärung erfolgen, um Kontraindikationen wie bestimmte Autoimmunerkrankungen auszuschließen.

Wenn die Uhr aus dem Takt gerät…

Ist die Funktion der Zirbeldrüse eingeschränkt beziehungsweise deren Aktivität verringert, führt dies zu einer geringeren Melatoninproduktion. Wie zu vermuten geht dies einerseits mit einem gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus einher. Andererseits kann eine Fehlfunktion auch eine sexuelle Frühreife sowie eine verzögerte oder gehemmte Geschlechtsentwicklung begünstigen. Niedrige Melatoninspiegel beschleunigen außerdem den Alterungsprozess und erhöhen die Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen. So lassen erste Studienergebnisse bereits einen Zusammenhang mit Alzheimer vermuten.

Spannend ist auch, dass die Physiologie die Größe und das Volumen der Zirbeldrüse beeinflusst – so haben beispielsweise übergewichtige Menschen eine deutlich verkleinerte Drüse. Es ist allerdings nicht geklärt, ob ein geringes Volumen die Ursache oder die Konsequenz von Schlafstörungen ist.

Blaues Licht, beispielsweise von Handy- Laptop- oder Fernseherbildschirmen hemmt die Melatoninproduktion. Du schläfst schlechter ein und deine Schlafqualität leidet wenn du nach Sonnenuntergang in leuchtende Bildschirme schaust. Leg also besser vor dem Schlafengehen das Handy weg und lies stattdessen ein Buch, meditiere oder schreibe Tagebuch in warmer Lichtfarbe oder nutze zumindest einen Nachtmodus mit Blaufilter auf deinen Geräten.

Ein Mädchen liegt wach im Bett mit ihrem Handy in der Hand.

Blaues Licht vom leuchtenden Handybildschirm stört deine Melatoninproduktion. Du schläfst schlechter.

Verkalkung der Zirbeldrüse

Ein Phänomen, welches oftmals mit der Zirbeldrüse in Verbindung gebracht wird, ist deren sogenannte Calcifizierung, also Verkalkung. Tatsächlich hat die Zirbeldrüse die höchste Calcifizierungsrate von all unseren Organen und Geweben. Die Folgen der zunehmenden Verkalkung der Zirbeldrüse sind eine geringere Melatoninproduktion sowie ein erhöhtes Risiko für neuronale Erkrankungen. Doch lässt sich dies verhindern?

Die Ursachen der Verkalkungen sind wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt, es gibt allerdings verschiedene Theorien. Eine Möglichkeit ist, dass die zunehmende Calcifizierung im Rahmen des natürlichen physiologischen Alterungsprozesses erfolgt. Weitere vermutete Ursachen sind die Stoffwechselaktivität der Zirbeldrüse selbst und der Einfluss bestimmter chronischer Erkrankungen.

In zahlreichen Internetquellen, Zeitschriftenartikeln und den sozialen Medien werden besonders Fluoride, Hormone, Quecksilber, Tabak, Koffein, Alkohol und raffinierter Zucker als Übeltäter identifiziert. Den Einfluss dieser Stoffe auf die Zirbeldrüse bestätigen auch bereits erste wissenschaftliche Studien. Allerdings ist nicht geklärt, ob und inwiefern diese tatsächlich für deren Calcifizierung verantwortlich sind. Eine klassische „Entkalkung“ in Form eines Detox mit Meditation sowie Meidung der genannten Stoffe ist vor allem in spirituellen Kreisen weit verbreitet – aus wissenschaftlicher Sicht fehlen für deren Wirksamkeit allerdings klare Beweise. An erster Stelle steht hier meist die strikte Umgehung von Fluoriden in der Ernährung. Ob diese Maßnahme wirklich sinnvoll ist, gilt es jedoch zu hinterfragen.

Hilft fluoridarme Ernährung die Zirbeldrüse zu entkalken?

Fluorid ist ein wichtiges Spurenelement, welches an vielen Stoffwechselvorgängen sowie der Mineralisierung der Knochen beteiligt ist. Neben dessen natürlichen Vorkommen wird es häufig Mineralwässern und Zahnpasta zugesetzt. Ziel ist in erster Linie die Prävention von Karies, weshalb besonders bei Kindern auf eine ausreichende Zufuhr von Fluorid geachtet werden soll. Tatsächlich kann das Spurenelement auch schaden, sich im Gewebe ansammeln und dieses verhärten. Wie so häufig macht aber auch hier die Dosis das Gift. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Erwachsenen eine tägliche Zufuhr von 3,8 mg Fluorid. Gesundheitsschädigende Wirkungen und Vergiftungen sind hingegen erst ab Zufuhrmengen über 350 mg zu befürchten. Das Fazit ist also klar: Im Rahmen einer gesunden, ausgewogenen Ernährung musst du nicht auf Fluorid verzichten.

Mehr dazu erfährst du auch in: ‘Supplemente – welche sind sinnvoll?

Fluoride können zwar in großen Mengen die Zirbeldrüse verkalken, doch die geringen Mengen aus der Zahnpasta sind gerade für Finder für die Kariesprävention wichtig.

Wie lässt sich der Schlaf mithilfe von Ernährung verbessern?

Was die Ernährungsweise angeht, kannst du durch den Verzicht auf Alkohol, koffeinhaltige Getränke und Zigaretten die Funktionsweise der Zirbeldrüse unterstützen. Raffinierten Zucker solltest du ebenfalls nur in Maßen verzehren.

Statt nur schädliche Stoffe wegzulassen, kannst du durch die richtige Ernährung aber auch mit der geeignete Nährstoffzufuhr unterstützen. Stellst du deinem Körper das nötige Tryptophan zur Verfügung, kann dieser daraus genügend Serotonin und darauf aufbauend auch Melatonin herstellen. Tryptophan ist eine essenzielle Aminosäure, das heißt, du musst sie über die Nahrung zuführen. Reichlich enthalten ist diese zum Beispiel in Käse, Fleisch, Hülsenfrüchten, Nüssen und Eiern.

Ebenfalls notwendig für die Serotoninproduktion sind die Mikronährstoffe Vitamin B6 und Magnesium. Geeignete Vitamin-B6-Lieferanten sind neben Fleisch und Fisch auch Kartoffeln und Vollkornprodukte. Magnesium ist besonders in Nüssen, Haferflocken und grünem Gemüse enthalten.

Interessant ist auch, dass Melatonin nicht nur in der Zirbeldrüse gebildet wird, sondern auch in geringen Mengen in Lebensmitteln enthalten ist. Zu diesen zählen insbesondere Pistazien und Cranberries. Die Mengen belaufen sich jedoch auf wenige Pikogramm. Gleichzeitig gelangen nur 15 % von oral aufgenommenem Melatonin in deinem systemischen Blutkreislauf.

Nicht zu vergessen ist jedoch, dass neben der Ernährung besonders das Stresslevel sowie abendliche Rituale Einfluss auf die Schlafqualität nehmen. Achte also auch auf dein psychisches Wohlbefinden und etabliere eine gesunde Schlafhygiene.

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