Der Darm spielt eine entscheidende Rolle in unserem Körper. Er ist einerseits das wichtigste Verdauungsorgan des Menschen, hat aber noch viele andere wichtige Aufgaben. Darum wird es Zeit, den Darm in unserer Physiologie-Reihe zu beleuchten.
Wie ist der Darm aufgebaut?
Der menschliche Dünndarm besteht aus drei Hauptabschnitten: dem Zwölffingerdarm (Duodenum), dem Leerdarm (Jejunum) und dem Krummdarm (Ileum). Insgesamt ist er damit zwischen drei und fünf Metern lang.
Seine Oberfläche ist jedoch viel größer als ein Schlauch dieser Länge vermuten mag, denn der Dünndarm bedient sich mehrerer Tricks, um seine Oberfläche zu vergrößern. Dazu gehört, dass seine Schleimhaut in sogenannten Kerckringfalten liegt. Diese sind etwa 10 mm lang. Dazu kommen weitere kleinere Ausstülpungen (Zotten) der Dünndarmschleimhaut mit 1 mm Länge und zwischen diesen sitzen etwa 0,2 bis 0,4 mm tiefe Einstülpungen namens Krypten. Als letzter Vergrößerungsfaktor sitzen auf den obersten Zellen der Dünndarmschleimhaut (Enterozyten) sogenannte Mikrovilli, winzige fadenförmige Ausstülpungen mit nur 1 µm Länge. Davon sitzen jedoch so viele auf einer Zelle, dass du dir diese wie die Borsten einer Bürste vorstellen kannst. Daher tragen sie in ihrer Gesamtheit den Namen Bürstensaum. Insgesamt kommt der Dünndarm so auf eine Oberfläche von 32 m² – das kann schon einer kleinen 1-Zimmer-Wohnung entsprechen.
Der Dickdarm besteht aus vier anatomischen Abschnitten:
- Blinddarm (Caecum) mit Wurmfortsatz (Appendix vermiformis)
- Grimmdarm (Colon)
- Mastdarm (Rectum)
- Afterkanal (Canalis rectalis)
Wie sein Name verrät, ist er mit 5 – 8 cm dicker als der Dünndarm. Dafür ist er kürzer mit einer Länge von etwa 1,5 m. Er ist dadurch charakterisiert, dass ihm die Zotten fehlen, dafür weist auch er Falten auf, die durch Einziehungen seiner Muskelschicht entstehen. Durch die Muskulatur entsteht seine Form, die du dir ein bisschen wie den oberen Teil des Kreuzsymbols bei Spielkarten vorstellen kannst. D.h. durch Raffungen seiner Ringsmuskulatur (Tänien) entstehen drei Aussackungen der Dickdarmwand (Haustren oder Poschen genannt).
Fälschlicherweise wird oft von einer Blinddarmentzündung gesprochen, obwohl es eher der rudimentär ausgebildete Wurmfortsatz ist, der vom Blinddarm ausgeht, der sich oft entzündet und operativ entfernt werden muss.
Wie funktioniert die Verdauung im Darm?
Der Dünndarm ist der Hauptort für die Verdauung und damit die Aufnahme der Nahrungsbestandteile ins Blut. Aus diesem Grund ist seine Oberfläche um ein Vielfaches vergrößert, um möglichst viel Fläche zur Aufnahme zu bieten. Im oberen Teil des Dünndarms, dem Duodenum, werden zur Aufspaltung die Verdauungssäfte aus der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und der Galle dem Speisebrei zugeführt. Diese werden beispielsweise benötigt, um Mizellen für die Fettverdauung herzustellen.
Wie werden Kohlenhydrate verdaut?
Wie du bereits aus dem Artikel Verdauung – eine Übersicht weißt, beginnt die Verdauung der Kohlenhydrate bereits im Mund mit dem Enzym Alpha-Amylase. Dieses Enzym bildet auch der Pankreas und gibt es in das Innere des obersten Dünndarmabschnitts ab, sodass es dort aufgenommene Stärke in kurze Kohlenhydratketten (Oligosaccharide) und Zweifachzucker (Disaccharide) spalten kann. Durch Enzyme aus den oben beschriebenen Mikrovilli, die wir Bürstensaumenzyme nennen, werden diese Oligosaccharide schließlich in Einfachzucker (Monosaccharide) wie z.B. Glucose oder Fructose gespalten, die dann in die Zellen der Dünndarmschleimhaut aufgenommen und ins Blut transportiert werden können.
Wie werden Proteine verdaut?
Proteine bestehen aus aneinander geketteten Aminosäuren. Damit dein Körper Proteine verwerten kann, muss er diese also zuerst in seine Aminosäuren spalten. Im Dünndarm geschieht das durch Pankreasenzyme, die die Proteine zuerst in kleinere sozusagen Proteinstücke, sogenannte Oligopeptide, spalten. Weitere Bürstensaumenzyme spalten diese Oligopeptide dann in Tri– bzw. Dipeptide, d.h. Abfolgen aus drei bzw. zwei Aminosäuren. Diese können von den Zellen der Dünndarmschleimhaut aufgenommen werden und schließlich durch Enzyme innerhalb der Zellen in einzelne Aminosäuren gespalten werden, die ins Blut abgegeben werden können.
Wie wird Fett verdaut?
Fette werden durch die Magenbewegung mit Wasser emulgiert und kommen somit als Fetttröpfchen oder Emulsion in den Dünndarm. Allgemein liegen Fette als Triglyceride vor. Das bedeutet aus einem Molekül Glycerin und drei Fettsäuren. Im Dünndarm angelangt werden sie durch Enyzme namens Lipasen in ihre Einzelteile, also Monoglyceride und freie Fettsäuren gespalten. Diese freien Fettsäuren könnten jedoch im reinen Zustand den Weg bis bzw. durch die Membran der Dünndarmschleimhaut nicht überwinden, da sich Fettsäuren und Wasser nicht mischen lassen. Daher werden sie mit Gallensäuren als Emulgatoren in sogenannte Mizellen eingeschlossen und können so in die Darmschleimhautzellen transportiert werden, wo sie wieder zu Triglyceriden zusammengesetzt werden und in eine weitere Transportform (Chylomikronen) verpackt zuerst ins Lymphsystem und später ins Blut abgegeben werden können. So erscheint das Blut, wenn es kurze Zeit nach einer fettigen Mahlzeit abgenommen wird, auch trüb oder milchig.
Welche Aufgaben hat der Dickdarm?
Der Dickdarm hingegen resorbiert keine Nährstoffe mehr. Stattdessen ist er hauptsächlich für die Regulation des Wasserhaushalts zuständig. Dies geschieht, vereinfacht gesagt, indem er Ionen aus dem Speisebrei entzieht. Diesen folgt das Wasser osmotisch nach.
Dabei werden jeden Tag sehr große Volumina bewegt. Etwa 7 – 9 L Wasser nimmt dein Dickdarm auf. Davon sind 1,5 L allein Speichel, 2,5 L stammen aus deinem Magen, 0,5 L aus deiner Galle und 1,5 L aus deinem Pankreas.
Gleichzeitig dient der Dickdarm der Sammlung und Speicherung der nichtverdauten Bestandteile bis zu seiner Entleerung.
Außerdem befindet sich im Dickdarm der Großteil der Darmflora, die für Menschen unverdauliche Ballaststoffe fermentieren können und so gesunde kurzkettige Fettsäuren abgeben. Möchtest du mehr über das Darmmikrobiom wissen, lies unseren Artikel Mikrobiom – Wie myfooddoctor es stärkt oder schau in die Wissensbox der myFoodDoctor-App.
Außerdem spielt der Darm eine entscheidende Rolle in deinem Immunsystem. Zum einen, weil er die Schnittstelle von äußeren Einflüssen zum Körperinneren bildet und so immunrelevante Nährstoffe wie Vitamine aufnehmen und gleichzeitig Krankheitserreger abwehren muss. Dafür besitzt er gut 80 % deiner gesamten aktiven Immunzellen. Auch das Darmmikrobiom ist ein wichtiger Teil deines Immunsystems.
Wie bewegt der Darm den Speisebrei?
Die muskulären Wände des Darms haben mehrere Bewegungsmuster, mit denen sie den Speisebrei vorwärts schieben. Die häufigste ist dabei die Segmentation, dies sind lang anhaltende Einschnürungen, vorstellbar, wie wenn du einen langen Luftballon immer wieder in mehrere Teile eindrehst und somit die Luft nach vorne schiebst. Dies dient der weiteren Durchmischung. Daneben gibt es die Peristaltik und Antiperistaltik. Das sind hin- und rückläufige Wellenbewegungen zum Vorwärtstransport des Speisebreis. Außerdem gibt es noch eine Art Bewegung, die sowohl die Segmentation als auch die Peristaltik innehat: die Haustrenbewegung, die auch zur Durchmischung und nur gerungen Fortbewegung dienen.
Schließlich kommt es drei bis viermal täglich zu propulsiven Massenbewegungen, einer analwärts gerichteten Kontraktionswelle und somit zum Stuhldrang. Die Passagezeit durch den Dickdarm beträgt zwischen 5 und 70 h – im Durchschnitt also etwa 36 h. Das ist abhängig von der Nahrungszusammensetzung und deinem psychischen Zustand.
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