Wie gesund ist Gemüse noch?
Unser Gemüse hat sich im Laufe der Jahre verändert. Das wird dir höchstwahrscheinlich nicht aufgefallen sein, denn zu dem Zeitpunkt, an dem die Entwicklung begann, warst du noch lange nicht auf der Welt. Die meisten Gemüsesorten, die vor hunderten von Jahren kultiviert wurden, haben nur noch wenig mit dem zu tun, was wir heute zu uns nehmen.
Einerseits wurden sie immer mehr nach unserem Geschmack gezüchtet, sodass sie immer süßer und milder wurden. Denn von Geburt an präferieren wir Menschen den süßen Geschmack. Süß signalisiert deinem Körper Reife und überlebenswichtige Kalorien, während bittere Noten eher auf Unreife oder sogar Gift deuten sollen. Bitterstoffe sollen als sekundäre Pflanzenstoffe der Pflanze auch als Schutzmechanismus vor Fressfeinden dienen. Nur sind eben diese sekundären Pflanzenstoffe, die häufig auch bitter schmecken, sehr gesund. Sie können antibakteriell wirken, antioxidativ, antikanzerogen, cholesterolsenkend und viele weitere positive Wirkungen haben.
Andererseits gilt heutzutage im Supermarkt, dass alles Gemüse perfekt aussehen muss – uniform, groß und prall, und bitte keine braunen Stellen. Schmecken soll es auch möglichst immer gleich. Aus dem Naturprodukt wird und wurde eben immer mehr ein industrieller Standard. Doch je größer das Gemüse ist, desto mehr Wasser enthält es auch, wobei der Anteil der gesunden sekundären Pflanzenstoffe mit der Zeit immer weiter gesunken ist.
Manche sekundäre Pflanzenstoffe kannst du oft schon auf den ersten Blick sehen. Je kräftiger gefärbt ein Gemüse ist, desto mehr dieser gesunden Verbindungen enthält das Gemüse. Zum Beispiel deuten die Farben Orange und Rot auf reichlich Beta-Carotin hin, während Lila auf das Vorhandensein von Anthocyanen aufmerksam macht. Doch auch hier kam die Züchtung den weniger farbintensiven Sorten zugute. So gibt es heute z.B. keinen lila, roten oder schwarzen Mais zu kaufen; eher gelben und damit sehr zuckerreichen und weniger Anthocyan-haltigen.
Was nun also tun? Viel lässt sich dagegen leider nicht tun, doch du kannst umso mehr Gemüse essen, auf Bauernmärkten nach möglichst alten Sorten Ausschau halten oder wenn du die Möglichkeit hast, sogar bewusst aus ursprungsnahen Samen eigenes Gemüse anbauen. Die einfache Variante davon wäre, dass du dir einen kleinen Kräutergarten auf dem Küchenfensterbrett anlegst. Denn Kräuter sind in diesem Fall kleine Wunderwaffen. Diese sind fast noch Wildpflanzen und haben ihr Aroma wie auch sekundäre Pflanzenstoffe beibehalten.