Ein Fünftel der Deutschen leidet am metabolischen Syndrom, also an einer sich gegenseitig bedingenden Kombination aus Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck. Bei vielen Betroffenen ist auch der Fettstoffwechsel gestört. Warum sind es so viele, woher kommt dieses Syndrom und was können Betroffene dagegen tun?
Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sind zwischen 19,8 und 23,8 Prozent der Erwachsenen vom metabolischen Syndrom betroffen. Dabei sind es unter der männlichen Bevölkerung 22,7 bis 26,6 Prozent und unter den Frauen 18 bis 21 Prozent. Es trifft Männer also häufiger als Frauen.
Der stärkste Treiber des metabolischen Syndroms ist Übergewicht, beziehungsweise dessen Extremform Adipositas. Falsche und übermäßige Ernährung, die vor allem aus hochkalorischen Lebensmitteln wie einfachen Kohlenhydraten und viel ungesundem Fett besteht, fördert Übergewicht, dass sich dann auch schnell als Bauchfett niederschlägt.
Viszerales Fett fördert das metabolische Syndrom und macht krank
Dieses so genannte viszerale Fett setzt chronische Entzündungen in Gang und beeinflusst das Immunsystem. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Freisetzung von Fettsäuren in den Blutkreislauf. Dadurch kann erhöhtes Bauchfett das Risiko für Herzerkrankungen und Typ-2-Diabetes deutlich erhöhen. Aber auch eine ganze Reihe von Zivilisationskrankheiten wie erhöhte Blutfettwerte, Depressionen, Bluthochdruck, Autoimmunkrankheiten, Rheuma, Schuppenflechte, Fersensporn, Arthrose, Unfruchtbarkeit, Potenzstörungen, Infektanfälligkeit, Fettleber, und sogar Krebs können so vom Bauchfett verursacht werden.
Es ist ein Teufelskreis. Das metabolische Syndrom verstärkt sich, indem der Körper immer höheren Risiken ausgesetzt ist, diverse Krankheiten zu erleiden. Betroffene haben ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von arteriosklerotischen Gefäßerkrankungen. Zusätzlich ist das metabolische Syndrom mit einer höheren Inzidenz von Fettlebererkrankungen und Cholelithiasis, also Gallensteinen, verbunden. Außerdem fördert es Autoimmunkrankheiten, gefährlichere Covid-19-Verläufe und erhöht das Risiko für bestimmte Krebsarten.
Übergewicht ist in Kombination mit den Risikofaktoren also kein Spaß und ganz sicher auch nicht unter dem Vorwand der Body-Positivity zu feiern.
Übergewicht ist meist eine Frage des Lebensstils
Das metabolische Syndrom ist ein lebensstilinduziertes Syndrom. Es trifft Menschen, deren Lebensgewohnheiten sie krank machen. Das ist eine gute Nachricht, denn es bedeutet, dass es über eine Änderung der Lebensgewohnheiten zu verbessern ist. Übergewicht lässt sich in vielen Fällen durch bessere Ernährung und Sport abbauen. In dem Zuge sinken oft auch Blutdruck und Blutzucker. Diabetes mellitus Typ-2 ist in vielen Fällen ebenfalls heilbar.
Eine umfassende Therapie führt zu einer erheblichen Verbesserung der Erkrankung. So können viele Risiken gemindert werden. Für die meisten der genannten Krankheiten gibt es klare Heilungschancen oder zumindest eine Besserung oder Linderung.
Eine ausgewogene Ernährung und eine Lebensstiländerung helfen oft
Voraussetzung dafür ist immer eine individuell angepasste Ernährungsumstellung. Dabei sollten zunächst die größten Fehler in den Essgewohnheiten der betroffenen Person identifiziert werden. Häufig sind das ein zu hoher Zuckerkonsum, unregelmäßige Mahlzeiten und zu wenig Gemüse. Zu viele leere Kohlenhydrate wie in hochverarbeiteten Getreideprodukten und zu wenig Vollkornprodukte spielen auch oft eine Rolle.
Eine ausgewogene Ernährung besteht immer aus ausreichend Proteinen, Gemüse und den richtigen Fetten. Gemüse und Obst sollte täglich auf dem Teller landen. Dasselbe gilt für Getreide. Dabei ist wichtig, auf die Menge und Art der Kohlenhydrate zu achten. Bei Lebensmittel tierischer Herkunft sind fettarme Produkte zu bevorzugen.
Als Faustregel kann gelten: 500 Gramm Gemüse am Tag, möglichst wenig Kartoffeln, Reis und Nudel. Brot dann Vollkorn und ausreichend möglichst pflanzliches Eiweiß. Vorsicht bei Fleisch: Hier maximal 200 Gramm pro Woche. Regelmäßiges körperliches Training ist genauso wichtig wie eine gute Ernährung. Zusätzlich sollten Nikotin und Alkohol gemieden werden.
Das 20:80-Prinzip und die Heilung über eine gesunde Ernährung
Im Medicum Hamburg gehen wir nach dem 20:80-Prinzip vor. Wir suchen nach den Gewohnheiten, die den größten Schaden anrichten und ändern nur 20 Prozent der Gewohnheiten. Das vereinfacht die Umstellung, weil der Großteil der Essgewohnheiten bleibt wie er ist. Aber weil diese 20 Prozent oft zu 80 Prozent schädlichen Einfluss auf die Gesundheit der Patientinnen und Patienten haben, erreichen wir damit eine Menge.
Die myFoodDoctor-App arbeitet genauso. Wer nicht zu uns ins Medicum kommen kann, der sollte die App nutzen. Sie erfasst zunächst die Anamnesedaten der Nutzerin oder des Nutzers, genauso wie es bei einer Ernährungsberatung im Medicum auch geschehen würde. Dann führt der User einige Tage lang ein Ernährungstagebuch woraufhin die App ihm dann klar herausstellt, wo seine gröbsten Fehler liegen und ihm Methoden vorschlägt, mit denen er sie nach der 20:80-Methode in den Griff bekommen kann.
Sobald diese neuen Gewohnheiten sitzen, geht es an die nächsten 20 Prozent. Auf diese Weise haben schon viele Nutzerinnen und Nutzer Ihr Übergewicht in den Griff bekommen, ihre Blutzuckerwerte und ihren Blutdruck senken und sogar ihre Diabetesmedikamente absetzen können.
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Ein gesunder Lebensstil verlängert das Leben und schafft Lebensqualität
Diese Lebensstilveränderungen erzielen häufig eine signifikante Besserung des metabolischen Syndroms. Können die Betroffenen die neuen Lebensstilverbesserungen dauerhaft etablieren erhöht auch die Lebenserwartung deutlich. Es verbessern sich sofort viele Beschwerden und Begleitkrankheiten wie die Depression. Die Betroffenen haben häufiger gute Laune und freuen sich an einer höheren Lebensqualität. In den meisten Fällen ist eine Umstellung der eigenen Lebensgewohnheiten also das beste Mittel, um wieder gesund zu werden.
Die konservativen medikamentösen Behandlungsmethoden haben auch ihre Berechtigung. Allerdings sollten sie erst dann in Betracht gezogen werden, wenn sich herausgestellt hat, dass eine Lebensstil- und Ernährungsumstellung allein nicht zu einer Besserung führt.
In individuellen Fällen und nach Versagen konservativer Therapiemaßnahmen kann schließlich eine Magen-Bypassoperation die letzte Option sein. Das am häufigsten durchgeführte Verfahren ist der Roux-en-Y-Magenbypass. Das sind allerdings Maßnahmen, die erst nach Versagen der anderen Therapien in Betracht gezogen werden sollten.
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