Am 16. Oktober ist Welthungertag. Ein Tag, der daran erinnern soll, dass es auf dieser Welt Hunger und Unterernährung gibt. Wie kann es sein, dass in anderen Erdteilen Menschen verhungern, während wir an Übergewicht und Diabetes leiden, weil wir zu viel zu essen haben?

2021 haben zwischen 702 und 828 Millionen Menschen weltweit hungern müssen. Das ist jeder zehnte Erdenbewohner und zehnmal so viele Menschen, wie Deutschland Einwohner hat. Die meisten hungernden Menschen leben in Asien (424.5 mio) und in Afrika (278 mio). Die wenigsten hungernden Menschen leben in Europa und Nordamerika. Hier sind es weniger als 2,5 Prozent der Menschen, die hungern müssen.
Der globale Süden verhungert, während wir im Supermarkt alle Lebensmittel finden, die unser Herz begehrt, wenn auch zu steigenden Preisen.

Am Welthungertag denken wir an hungernde Menschen. Aber warum hungern Menschen?

Armut

Gegenden, in denen die Armutsrate ohnehin schon sehr hoch ist, trifft der Hunger meist besonders schlimm, weil arme Menschen keine Reserven haben, auf die sie zurückgreifen könnten. Oft fehlt es an Ressourcen und Gelegenheiten, um selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Ist ein Dorf von einem einzigen Brunnen abhängig, der alle Felder bewässert und trocknet dieser Brunnen aus oder verendet ein Tier darin, können die Felder nicht mehr bewässert werden. Die nächste Ernte fällt geringer aus als notwendig wäre und die Menschen müssen die nächsten Monate hungern.

Raubbau

Gerade am Südrand der Sahara in der Sahelzone ist es vielerorts die unbedachte Abholzung ganzer Wälder, die der Desertifikation Vorschub leistet. Nordwinde blasen immer mehr Sand aus der großen Wüste auf die Felder bis allmählich Jahr um Jahr immer mehr Anbauflächen unbebaubar werden.

Ressourcenverschwendung

Die Deutschen werfen jedes Jahr 18 Millionen Tonnen Lebensmittel weg und verschwenden damit das Wasser, die Ackerböden und die Nährstoffe, die es gebraucht hat, um diese Lebensmittel anzubauen. Dabei ist die europäische Lebensmittelproduktion in der Regel sehr effizient. Die Verschwendung beginnt beim Einkauf im Supermarkt.
Ärmeren lokalen Bauern stehen die Technologien für eine effiziente Agrarwirtschaft aber nicht zur Verfügung. So gehen eine Menge Lebensmittel bereits bei der Produktion verloren. Getreide fällt bei der Ernte vom Lastwagen, schlechte Lagerbedingungen lassen gute Lebensmittel verrotten und falscher oder gar kein Dünger verhindert von vornherein, dass das volle Potential eines Ackers ausgeschöpft wird.

Vollkorngetreideproduklte liedern wichtige sekundäre Pflanzenstoffe, die dem Menschen bei einer gesudnen Ernährung sehr dienlich sein können. Wird das Mehl allerdings zu sehr raffiniert, filtert das diese wertvollen Stoffe aus.

Was nach einem romantischen Sonnenuntergang über einer schönen Landschaft aussieht, ist in Wirklichkeit eine riesige Monokultur, in der auf unzähligen Hektar nur eine einzige Getreidesorte angebaut wird. Hier wird für den großen Weltmarkt angebaut, nicht für die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung.

Unfaire Marktbedingungen

Vielerorts kaufen große transnationale Konzerne Anbaufläche auf und gestalten sie zu Monokulturen um, in denen nur noch ein Lebensmittel wie zum Beispiel Palmöl produziert wird. Das wiederum taucht in vielen hochverarbeiteten Lebensmitteln wieder auf. Die Flächen, auf denen es angebaut wird, fehlen der örtlichen Bevölkerung dann für den Anbau der Lebensmittel, die sie für ihren Eigenbedarf brauchen. Bauern werden arbeitslos und immer ärmer. Ihre Lebensmittel müssen sie von anderen Erzeugern für viel Geld kaufen.

Oft sorgen Monokulturen auch für Bodenerosion und einen Mangel an Biodiversität. Das wiederum hat die Konsequenz, dass das natürliche Gleichgewicht der Flora und Fauna empfindlich gestört wird und die verbleibenden örtlichen Anbauflächen den Schaden davontragen, weil es nun nicht mehr genug Insekten gibt, die die Blüten bestäuben könnten.

Klimawandel

Zunehmende Dürren, Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen zerstören immer mehr fruchtbares Land und nehmen den ansässigen Bauern die Grundlage für eine ertragreiche Landwirtschaft. Wo nichts mehr wächst, wegen zu trockenen Böden, oder wo extreme Wetterphänomene ganze Ernten vernichtet haben, fehlen Lebensmittel. Dann müssen Nahrungsmittel von anderswo teuer importiert werden. Wem das Geld dann für eine ausreichende Ernährung fehlt, muss hungern.

Kriege

22 Kriege wüteten im Jahr 2021 auf diesem Planeten. Sie zerstören ganze Landstriche und vertreiben Menschen aus ihrem Zuhause. Wer nicht mehr arbeiten kann, weil er um sein Leben fliehen oder kämpfen muss, kann kein Geld verdienen, um sich Lebensmittel zu kaufen. Auf der anderes Seite plündern Soldaten und Milizen was noch da ist und überlassen Menschen ihrem Schicksal. Ackerböden werden nicht mehr bewirtschaftet oder sogar zerstört. Der Ernteausfall betrifft oft ganze Regionen. Im Fall des Krieges in der Ukraine ist deutlich geworden, wie das fehlende Getreide aus der Ukraine die Empfängerländer in Ostafrika getroffen hat.

Das Ungleichgewicht in der Ernährung: Mangel und Überfluß

Der Welthungertag soll uns vor Augen halten, das Hunger nicht bloß nichts zu essen bedeutet. Nicht jeder Hungernde hat gar nichts zu essen. Unterernährung und verborgener Hunger sind mindestens so gefährlich. Wenn nur wenig und nur einseitige Lebensmittel vorhanden ist, dann bekommt der Körper nicht alle Nährstoffe, die er braucht. Krankheiten und Mangelernährung sind die Folge.
An diesem Punkt schließt sich ein perfider Kreis: Dieser Nährstoffmangel ist die Ursache für viele Hungertote und -kranke im globalen Süden und Osten. Aber genau dieses Symptom taucht auch in den reichsten Gesellschaften auf. Nicht aus Mangel an Lebensmitteln, sondern an einem Überfluss von falscher Ernährung.

Es ist eine absurde Situation: In Deutschland leiden Millionen Menschen an den Folgen von falschem und zu viel Essen. Diabetes, Bluthochdruck, Adipositas, Entzündungen und andere Indikationen sind die Folge von zu viel und zu einseitigem Essen. Die Welt leidet nicht bloß an Unterernährung, sondern an einem extremen Ungleichgewicht in der Nahrungsmittelverteilung gepaart mit mangelnder Disziplin oder schlicht fehlerhaftem oder gar nicht vorhandenem Wissen über eine ausgewogene Ernährung.

Metabolisches Syndrom

In reichen Gesellschaften wie der deutschen nimmt das Metabolische Syndrom immer mehr zu. Ein ungesunder Lebensstil und eine falsche Ernährung begünstigen mehrere ernährungsbedingte Krankheiten, die sich gegenseitig bedingen.

Das metabolische Syndrom bezeichnet eine Kombination aus Übergewicht, vor allem im Bauchbereich, der Zuckerkrankheit oder ihren Vorstufen, Bluthochdruck und einer Fettstoffwechselstörung, der sogenannten Dyslipoproteinämie.
Der größte Treiber des metabolischen Syndroms ist das Übergewicht. Eine sehr kalorienreiche Ernährung voller leichter Kohlenhydrate, Zucker und fettreichen Lebensmitteln fördern es. Diese Nährstoffgewichtung in der Ernährung entspricht den Standartgewohnheiten vieler Menschen in reichen Gesellschaften.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sind zwischen 19,8 und 23,8 Prozent der Erwachsenen in Deutschland vom metabolischen Syndrom betroffen. Unter Männern (22,7 -26,6%) tritt es etwas häufiger auf als unter Frauen (18-21%). Jeder fünfte Deutsche leidet also an zu viel falscher Ernährung, während weltweit jeder zehnte wegen zu wenig Nahrung hungern muss.

Zum metabolischen Syndrom wird Dr. Riedl in Zusammenarbeit mit der Prisma am Welthungertag am 20. Oktober um 18 Uhr ein Insta-Live durchführen bei dem ihr ihm alle eure Fragen stellen könnt. Folgt uns auf unserem Instagram-Kanal um dabei zu sein.

Artgerechte Ernährung ist oft auch eine nachhaltige und faire Ernährung

Die gewaltige Lebensmittelmaschine, die uns versorgt, ist zum Teil für die Nahrungsmittelknappheit in anderen Erdteilen mitverantwortlich. Unser ungesunder Konsum und unsere Nachfrage nach problematisch produzierten Lebensmitteln haben also auf der einen Seite Armut und Hunger anderswo zur Folge und Krankheiten bei uns.
Durch eine gründliche Umstellung unserer Ernährungsgewohnheiten können wir also nicht nur uns selbst etwas Gutes tun und zu einer gesunden und artgerechten Ernährung zurückfinden. Wir können auch damit auch Einfluss auf die Lebensbedingungen der hungernden Menschen nehmen.

Und genau an der Stelle sehen wir unsere Aufgabe. Die myFoodDoctor-App möchte aufklären und Hilfestellung bieten bei einer Umstellung der eigenen Ernährungsgewohnheiten. Eine Ernährung, die sich hauptsächlich aus regionalem Gemüse zusammensetzt, zieht selten Diabetes und andere ernährungsbedingte Krankheiten nach sich. Wer sich seiner Ernährung bewusst wird und beginnt, gesünder zu essen, der tut nicht nur seinem Körper etwas Gutes, sondern leistet auch seinen Beitrag zur Ernährungssicherheit auf der anderen Seite der Welt.

Schluss mit dem „zu viel“!

Check deine Ernährung mit der myFoodDoctor-App und lerne ganz neue gesunde Essgewohnheiten.

Lade dir jetzt die myFoodDoctor-App herunter!

Die Aktion „Dein Essen gegen den Hunger“

Für einen Einblick in das Verhältnis zwischen unserem Konsum und den Lebensbedingungen anderswo, schau dir doch mal die Spendenaktion zum Welthungertag an. Dort kannst du sehen, wie viel das, was du an einem Tag verzehrst, anderswo wert ist. Spende diesen Betrag und lade Menschen so zum Essen ein!
Zur Aktion: Dein Essen gegen den Hunger!

Mehr zu diesem und ähnlichen Themen:

  • weiterlesen
  • weiterlesen
  • weiterlesen