Das Schönheitsideal der Frau ist es immer noch schlank zu sein. Umfragen zufolge sind etwa 50 % der deutschen Frauen mit ihrer Figur unzufrieden und etliche halten Diät. Doch was ist, wenn Diät halten und Kalorienzählen überhandnimmt und nur noch viel zu wenig gegessen wird? Wie kommt es zu einer Magersucht?
Was ist Magersucht?
Magersucht wird in der Fachsprache Anorexie bzw. Anorexia nervosa genannt. Sie ist eine psychische Störung des Essverhaltens, die nicht selten eine Unter– bzw. Mangelernährung zur Folge hat und unbehandelt sogar zum Tod führen kann. Betroffene nehmen zu wenig Nahrung auf oder verweigern die Nahrungsaufnahme aus Angst zuzunehmen. Es gibt auch Überschneidungen mit der Bulimie, bei der sich die Betroffenen zum Erbrechen bringen, um nach einer Nahrungsaufnahme nicht zuzunehmen, oder zur Sportsucht.
Die Diagnose stützt sich auf das Untergewicht von einem BMI unter 18.5 kg/m², der nicht aufgrund einer anderen Erkrankung oder fehlendem Nahrungsangebot erfolgt ist, zusammen mit einem gestörten Körperbild und den Verhaltensweisen, die eine Gewichtszunahme verhindern.
Die Angaben zur Häufigkeit unterscheiden sich stark, je nach Bezugspunkt, doch sie alle haben gemein, dass Frauen bzw. Mädchen häufiger betroffen sind als Männer oder Jungen. Der Krankheitsbeginn tritt meist in der Pubertät oder im frühen Erwachsenenalter zwischen 15 und 25 Lebensjahren auf.
Was sind Symptome einer Magersucht?
Gekennzeichnet ist die Magersucht durch ein sehr geringes Körpergewicht, wobei sich der oder die Betroffene meist aber als zu dick wahrnimmt. Dabei ist die Rede von einer Körperbildstörung. Die Gedanken Magersüchtiger drehen sich vornehmlich ums Essen, ihr Gewicht und die Angst zuzunehmen. Infolgedessen unterliegt ihr Essverhalten einer starken Kontrolle, wie einem Kalorienzählen, strikten Ernährungsregeln oder Ritualen z.B. nur zu bestimmten Zeiten zu essen, besonders klein geschnitten oder nur sehr langsam gegessen. Zum Teil wird auch versteckt, dass nichts gegessen wurde und gemeinsames Essen wird gemieden.

Durch die Körperbildstörung überschätzen Betroffene ihr Gewicht und ihren Bauchumfang und nehmen sich so als zu dick wahr.
Zu den körperlichen Symptomen gehören durch den starken Gewichtsverlust und die fehlende Nährstoffaufnahme Haarausfall sowie trockene und juckende Haut. Auch dauerhafte Müdigkeit, Konzentrationsprobleme und ständiges Frieren können sich einstellen. Je nach Eintritt der Erkrankung kann eine Verzögerung der Pubertät und des Wachstums eintreten. Frauen bekommen ihre Menstruation nicht mehr und Männer verlieren ihre Potenz.
Wie wirkt sich eine Magersucht auf den Körper aus?
Durch zu wenig Nahrung werden auch zu wenig Nährstoffe aufgenommen. Über lange Zeit führt dies zu Mangelerscheinungen, und Krankheiten wie beispielsweise Osteoporose, die allgemeinhin als Knochenschwund bekannte Krankheit, die eher Ältere betrifft. Mit fortgeschrittenem Krankheitsverlauf der Magersucht kommt es zu Kreislaufbeschwerden, einem langsamen Herzschlag und gegebenenfalls Herzrhythmusstörungen, die auch zum Tod der Erkrankten führen können.
Wie wirkt sich Magersucht auf die Psyche aus?
Zu Beginn einer Magersucht verspüren die Betroffenen oft Euphorie durch ein Gefühl der Kontrolle. Dabei spielt auch mit hinein, dass das Fasten den körpereigenen Serotoninspiegel beeinflusst. Der Botenstoff, der auch als Glückshormon bekannt ist, wird vermehrt produziert und wirkt länger im synaptischen Spalt. Das Glücksgefühl hält also länger an als üblich. Mit der Zeit entwickelt sich das restriktive Ernährungsverhalten zu einem Zwang, der sie unter Kontrolle zu haben scheint.
So kann das anfängliche Glücksgefühl in Gleichgültigkeit bis hin zu einer Depression umschlagen. Häufig treten auch begleitend zur Magersucht andere psychische Erkrankungen wie Angststörungen und Zwangsstörungen auf. Diese psychischen Probleme können sich wechselseitig beeinflussen und/ oder verstärken.

Leidest du an psychischen Problemen, nutze die Hilfe-Hotlines wie 0800 / 11 10 111.
Was sind Ursachen oder Auslöser für eine Magersucht?
Es kann zwischen Ursachen und Auslösern unterschieden werden. Eine Reihe an Ursachen können in der Genetik, Persönlichkeit, den Hormonen oder dem Schönheitsideal in den Medien liegen. Was die Genetik angeht, steigt die Anfälligkeit für Essstörungen im Allgemeinen wie auch speziell bei der Magersucht bei Kindern aus Familien mit Betroffenen der Krankheit. Persönlichkeitsmerkmale, die eine Magersucht begünstigen, können zum Teil auch in der Genetik begründet liegen, zum anderen durch die Prägung im Elternhaus und das soziale Umfeld. Solche Persönlichkeitsmerkmale können z.B. ein hoher Leistungsanspruch an sich selbst oder Perfektionismus sein, wobei damit nicht dem oder der Erkrankten die Schuld an der Krankheit zugesprochen werden darf.
Hormone spielen dem wissenschaftlichen Stand nach eine große Rolle bei der Entstehung einer Anorexie. So scheint das männliche Geschlechtshormon Testosteron vor dem Ausbruch einer Magersucht zu schützen, während das weibliche Geschlechtshormon Östrogen einen Ausbruch zu begünstigen scheint. Dies würde sowohl die höhere Prävalenz bei Frauen und Mädchen als auch den häufigen Krankheitsbeginn in der Pubertät durch einen Anstieg an Östrogen erklären.
Auslöser hingegen sind oft einschneidende Lebensereignisse wie beispielsweise Mobbing, eine Trennung, Umzug, der Tod einer nahestehenden Person oder andere Verluste. Aber auch der Eintritt in die Pubertät kann der letztendliche Auslöser der Krankheit sein.
Wie kann Magersüchtigen geholfen werden?
Magersucht ist aufgrund der hohen Mortalitätsrate unbedingt behandlungsbedürftig. Das Problem ist jedoch, dass sich Betroffene selbst nicht als krank erkennen. So verzögert sich eine Behandlung oftmals, obwohl gerade bei früher Intervention die Gesundungschancen besonders hoch sind.
Zur Behandlung ist professionelle Hilfe nötig. Diese kann je nach Fall ambulant, teilstationär, vollstationär und in lebensbedrohlichen Fällen auch zwangsweise erfolgen. Darin inbegriffen sind eine Therapie des Essverhaltens sowie eine darüber hinausgehende psychologische Betreuung, um eine langfristige Genesung zu gewährleisten. Ein reiner Krankenhausaufenthalt zur Gewichtszunahme reicht allein oft nicht aus. Das Ziel dabei ist die Rückführung zu einem gesunden Gewicht durch eine dauerhafte Verhaltensänderung.

In der Therapie von Magersucht arbeiten Ernährungsberatung und Psychotherapie Hand in Hand.
Wie sollte ich mich bei Untergewicht ernähren?
Bei nicht durch Magersucht bedingtem Untergewicht reicht eine Ernährungsumstellung ohne Psychotherapie oder Klinikaufenthalt aus. Bist du untergewichtig (BMI unter 18.5 kg/m²) und möchtest auf gesunde Weise zunehmen, solltest du auf vollwertige Kost und eine höhere Kaloriendichte achten. Dabei ist es ratsam, dass du diese auf mehrere kleine Mahlzeiten, etwa sechs bis sieben Stück am Tag, verteilst. Denn es kann schwierig sein, die Menge pro Mahlzeit zu erhöhen, besonders dann, wenn dein Magen sich nur auf kleine Portionen eingestellt hat und du größere nicht gut verträgst. Darin solltest du gesunde Öle wie Olivenöl, Walnussöl, Leinöl, Rapsöl und Nüsse einbauen, um die Kaloriendichte zu erhöhen und dabei wertvolle Nährstoffe aufzunehmen. Genauso wichtig sind Proteine für den Aufbau von Muskeln. Aber wie für jede andere Art, sich gesund zu ernähren, gehören auch Obst und Gemüse für Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe zur Ernährung für Untergewichtige. Vollkorngetreide aber auch Pseudogetreide wie Amaranth oder Quinoa liefern dir dazu wichtige Mineralstoffe. Als Zwischenmahlzeiten eignen sich beispielsweise Shakes aus Quark, Beeren und einem Esslöffel Leinöl oder Nussmus.
Mehr zu diesem und ähnlichen Themen: