Die Anatomie und Physiologie eines Lebewesens verraten einem viel über dessen Lebensweise. Was verrät sie über dich? Bist du physiologisch reiner Fleischfresser oder Pflanzenfresser? Oder bist du an alles genau richtig angepasst und daher Omnivore? In diesem Artikel findest du es heraus.
Wie sieht die Anatomie verschiedener Ernährungsformen aus?
Gebiss
Schon beim Blick in den Mund eines Tieres lässt sich anhand der Zähne feststellen, welche Nahrung von diesem bevorzugt zu sich genommen wird. Fleischfressende Tiere haben demnach große Reißzähne zum Erlegen ihrer Beute sowie scharfkantige Backenzähne, die sie teilweise wie Scheren einsetzen können, um Fleisch von Knochen zu lösen.
Währenddessen sind friedliche Pflanzenfresser wie Wiederkäuer mit stumpfen Schneidezähnen und dafür großen Mahlzähnen ausgestattet, welche dann, wie ihr Name bereits verrät, ihre Nahrung zermahlen oder zermalmen können. Andere Pflanzenfresser wie die Nagetiere sind mit fehlenden Eckzähnen und im Ausgleich großen, gebogenen Schneidezähnen ausgestattet.
Allesfresser verbinden ein wenig die Elemente aus Wiederkäuer- und Raubtiergebiss. Sie haben spitze Eck- und scharfe Schneidezähne, gleichzeitig aber auch große und breite Backenzähne. So wie es auf das menschliche Gebiss zutrifft.
Passend zum Gebiss gibt es auch verschiedene Schluckmechanismen zwischen Carnivoren und Herbivoren. So können Erstere ihre Nahrung in großen Brocken verschlingen, während die pflanzenfressenden Tiere erst gut kauen müssen, bevor sie diese hinunterschlucken können. Denn bei ihnen beginnt die Verdauung nicht erst im Magen, sondern schon im Mund und wie du aus unserer Übersicht über die Verdauung weißt, enthält dein Speichel ein Enzym, das schon beim Kauen beginnt, die Stärke aus der Nahrung zu spalten.

Häusliche Raubtiere verfügen über ein klassisches Fleischfressergebiss.
Magen-Darm-Trakt
Das Grundgerüst des Magen-Darm-Trakts ist bei Säugetieren sehr ähnlich zwischen den drei verschiedenen Ernährungsformen, also ob Herbivore, Omnivore oder Carnivore. Den genauen Aufbau findet ihr in unserem Artikel Verdauungsschauplatz Darm. Dennoch gibt es leichte Unterschiede in den Därmen, je nach Tierart und Ernährungsform, um seiner jeweiligen Aufgabe am besten gerecht zu werden. Pflanzenfresser, also Herbivore, haben den längsten Darm. Dieser umfasst bis zu 24-mal deren Körperlänge. Die Verdauung pflanzlicher Nahrung oder das Entziehen der Nährstoffe aus dieser dauert lange. Daher ist ein längerer Darm für Herbivoren von Vorteil. Gleichzeitig bilden sie meist Gärkammern aus, um die an sich unverdauliche Zellulose aus den Zellwänden der Pflanzen zu fermentieren, oder anders ausgedrückt von den darin befindlichen Mikroorganismen nutzbar zu machen. Solch eine Gärkammer ist beispielsweise der Blinddarm (Caecum) beim Pferd. Weitere Gärkammern als Besonderheit im Aufbau des Magen-Darm-Trakts von Wiederkäuern sind deren Vormägen (Pansen, Netzmagen, Blättermagen), die ihrem eigentlichen Magen, dem Labmagen, vorgeschaltet sind.
Carnivore, also Fleischfresser hingegen, haben im Vergleich den kürzesten Darm mit einer Länge, die etwa dem Dreifachen der Körperlänge entspricht. Raubtiere benötigen wegen der fehlenden Zellulose in ihrer Nahrung keine Gärkammern in ihrem Magen-Darm-Trakt und haben so auch nur einen kleinen Blinddarm.
Allesfressende liegen mit ihrer Darmlänge in der Mitte zwischen den beiden Ernährungsformen. Hier ist der Darm etwa 4-mal so lang wie die Körperlänge. Als Mensch hast du zwar keine speziellen Gärkammern in deinem Magen-Darm-Trakt, dein Dickdarm kann nur begrenzt als solche betrachtet werden. Dort nutzt du bzw. deine Darmbewohner die für dich unverdaulichen Pflanzenbausteine, die für dich besser als Ballaststoffe bekannt sind, zwar, aber diese fermentativen Prozesse sind nicht so effizient wie das bei reinen Pflanzenfressern der Fall ist. Vielmehr spricht deine Darmlänge von der ca. 12-fachen Körperlänge für ein Dasein als Omnivore.

Dein Darm kann sowohl aus Fleisch als auch aus Pflanzen die Nährstoffe herausziehen.
Könnte der Mensch als Omnivore auch Aas zu sich nehmen?
Auch wenn der Mensch als Allesfresser bzw. Omnivore zu kategorisieren ist, muss er genau genommen als biophager Omnivore klassifiziert werden. Denn im Gegensatz zu anderen omnivoren Lebewesen wie dem Schwein, kannst du dich als Mensch nicht von Verwesendem wie Aas ernähren. Das verbietet dir nicht nur deine Sinneswahrnehmung durch beispielsweise einen unangenehmen Geruch, sondern auch dein Immunsystem. Biophage bedeutet also, dass du frische Lebensmittel benötigst. Im Gegensatz zu Nekrophagen, die eben auch totes Nährsubstrat zu sich nehmen können.
Evolutionäre Betrachtungen des Menschen als Omnivore
Sehr frühe Vorfahren des Menschen wie der Australopithecus haben sich fast ausschließlich pflanzlich ernährt. Lediglich proteinreiche Nahrung wie Termiten oder Eier könnten zusätzlich zu den Pflanzen verzehrt worden sein. Doch irgendwann erweiterten sie ihren Speiseplan um Fleisch, was wohl einen bedeutenden Schritt für ihre Entwicklung darstellte. Denn so wuchs mit den folgenden Generationen das Großhirn, was letztendlich mit zu der Fähigkeit Werkzeuge zu benutzen geführt haben kann. Diese nun omnivore Ernährungsweise war es wohl auch, die es dem Homo Sapiens ermöglicht hat, so gut wie jedes Ökosystem als Lebensraum zu erschließen. Das ist insofern ein evolutionärer Vorteil, da andere Arten, die auf bestimmte Nahrungsquellen spezialisiert sind und beim Ausbleiben dieser schneller aussterben.