Mit Anti-Aging verbinden wir meistens teure Cremes gegen Falten und Altersflecken oder Mittel gegen Haarausfall. Doch hinter Anti-Aging steht nicht nur der Wunsch nach schönem, jungem Aussehen. Es kann auch eine Verjüngung der Organe wie dem Gehirn bedeuten und damit kostbare Lebenszeit schenken.
Was ist das Ziel des anderen Anti-Agings?
Es geht mir nicht um Unsterblichkeit oder schöne Haut, auch wenn eine gute Ernährung dafür genauso nützlich ist. Stattdessen geht es darum, wie Menschen wie du und ich die gesunde Phase, die beschwerdefreie Zeit ihres Lebens verlängern können und geistig fit und selbstbestimmt bis ins Alter das Leben genießen können. Das ist es doch, was wir möchten. Aber es geht auch um das Jetzt: frischer, glücklicher und geistig leistungsfähig zu sein.
Der Mensch wird immer älter – warum dann Anti-Aging?
Einerseits starben vor hundert Jahren die Menschen früher, aber sie litten nicht schon mit Anfang 30 an Zivilisationskrankheiten. Das ist völlig neu. Solche Krankheiten kannte man nur vom Adel. Heute betreffen uns Diabetes und Bluthochdruck schon in der Grundschule – also immer eher. Das ist vielfach ernährungsbedingt und verkürzt die gesunde Zeit im Leben aber mehr noch: Dies wird unsere Lebenserwartung verkürzen.
Andererseits hat uns der medizinische Fortschritt zusätzliche Zeit geschenkt, sodass wir über das Berufsleben hinaus Jahre, manchmal Jahrzehnte haben, die wir frei von alltäglichen Verpflichtungen und ökonomischen Zwängen gestalten können. Nur werden diese Jahre immer mehr von Krankheiten überschattet. Wenn du im Alter möglichst wenig mit Schmerzen, Krankheiten und Demenz zu tun haben möchtest, solltest du frühzeitig mit der richtigen Ernährung gegensteuern.
Wie viele Jahre kann ich durch gesunde Ernährung dazu gewinnen?
Während das kalendarische Alter, welches im Ausweis steht, nicht aufzuhalten ist, kannst du dein biologisches Alter in nur zwei Monaten um bis zu drei Jahre zurückdrehen – das ergab eine Pilotstudie des Institute for Functional Medicine in Washington. Mit einem gesunden Lebensstil lässt sich demnach das Muster der Anlagerungen in der DNA tatsächlich verändern. Dazu muss man wissen, dass nur ein Teil unseres Erbguts festgelegt und unveränderbar ist. Die Disziplin der Epigenetik beschreibt dann das darauffolgende Zusammenspiel der Gene und der Umwelt. Dank der Forschungen auf diesem Gebiet ist heute bekannt, dass Strukturen und Zustände der DNA durch äußere Einflüsse veränderbar sind – also verbessert, verschlechtert werden oder gleichbleiben können.
Andere Forschungen der Harvard School of Public Health in Boston zeigten den Effekt, wenn es gelingt, den Lebensstil dauerhaft zu verbessern. Demnach können Männer ihr Leben um sieben gesunde Jahre verlängern. Im Gegensatz dazu kann ein Mann, der sozusagen alles falsch macht, was geht, schon 15 Jahre verlieren. Frauen gewinnen mit der richtigen Ernährung sogar bis zu zehn zusätzliche Jahre ohne schwerwiegende Zivilisationskrankheiten.
Alterskrankheiten – Die Gene sind das Eine …
Alzheimer–Demenz gehört zu den besonders gefürchteten Alterskrankheiten. Es gibt verschiedene Formen, die alle eines gemeinsam haben: Das Gehirn verliert langsam seine Funktionen und die geistige Leistungskraft lässt nach. Trotz intensiver Forschungen ist eine Heilung nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft leider nicht möglich. Umso wichtiger ist deshalb die Prävention. Damit kann man die bedrohliche Krankheit zwar nicht verhindern, aber hinauszögern und aufhalten.
…die Ernährung das andere
Tatsächlich gibt es Lebensmittel, die dem Abbau kognitiver Fähigkeiten entgegenwirken und das Demenzrisiko senken, indem sie das Gehirn mit ihren Wirkstoffen positiv beeinflussen. So entsteht die gefürchtete Alzheimer-Erkrankung vermutlich durch Proteinablagerungen im Gehirn, die sich mit der richtigen Ernährung reduzieren lassen. Im Zentrum steht dabei die mediterrane Kost, die neben Olivenöl auch auf reichlich Gemüse und Hülsenfrüchte setzt und damit von Haus aus antientzündlich wirkt. Wichtig dabei ist, dass Übergewicht der Hirngesundheit zuliebe abgebaut werden sollte. Und Fertigkost mit Zusatzstoffen, Zucker und schlechten Fetten lässt das Gehirn genauso verkümmern wie zu viele Fleisch– und Wurstwaren.
Was gehört neben der Ernährung noch zum Anti-Aging-Lebensstil?
Blutdruck und Blutzucker sollten nicht zu hoch und die Blutfette gut eingestellt sein. Regelmäßige Bewegung ist unerlässlich, denn beim Sport werden die grauen Zellen mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Aber es passiert noch mehr: Das Gehirn bildet neue Verknüpfungen und repariert Hirnzellen effektiver. Mit Ausdauer- und Koordinationstraining lässt sich die Altersuhr ein bisschen zurückdrehen. Dazu gibt es auch regelrechte Brain-Sportarten wie Tischtennis, Gymnastik mit Musik oder Trampolinspringen, die noch intensiver wirken. Selbst die Atmung kann zur Verjüngungskur werden, wenn wir sie mit einfachen Atemübungen verbessern. Wenn wir etwas Neues lernen, ist das ebenfalls effektives Hirntraining. Ob eine Sprache, ein Musikinstrument oder Konzentrationsübungen – selbst wenn das Lernen mit zunehmendem Alter länger dauert, lohnt sich der Aufwand.
Und schließlich gehört auch viel Schlafen zum Anti-Aging-Lebensstil. Denn während du schlummerst, leistet dein Gehirn Schwerstarbeit. Es repariert Schäden, verarbeitet Informationen, vertieft dein Gedächtnis und bildet neue Nervenverbindungen. Schläfst du zu wenig oder nicht tief genug, wird das nächtliche Anti-Aging-Programm gestört.
Wie wendet der Food-Doc das Anti-Aging-Programm im Alltag an?
Da ist die Antwort: Ganz klar durch Planung. Ich selbst plane meinen Sport am Anfang der Woche und trage ihn im Terminkalender ein. Außerdem musst du das Essen gut planen – Mehr kochen, einfrieren und Meal-prepping hilft mir, abends nicht mit knurrendem Magen in der Küche zu stehen. Möchtest du auch mit dem Mealprepping beginnen, schau in diesen Artikel: Meal-prepping leicht gemacht. Allerdings habe ich neben der Praxis einen tollen Mittagstisch mit vegetarischen Alternativen. So etwas hilft auch. Dann meditiere ich möglichst täglich.
Fasten gehört auch zum Anti-Aging-Programm
Oft wird behauptet, Fasten würde dem Gehirn schaden. Doch das stimmt nur, wenn du es maßlos übertreibst und auf Dauer viel zu wenig isst. Wenn ein Mensch eine Zeit lang z. B. beim Intervallfasten mehrere Stunden bewusst keine Nahrung zu sich nimmt und ansonsten ausgewogen isst, gilt das Gegenteil: Der Nahrungsentzug auf Zeit macht jung, denn der Stoffwechsel startet dann ein Reparaturprogramm. Der Körper baut alte, geschädigte Zellen ab, sodass mehr neue Gesunde wachsen können. Intervallfasten gilt als wirksames Mittel, um das Langzeitgedächtnis zu verbessern. Mehr über die Vorteile des Intervallfastens kannst du auch hier lesen: Warum du dem Intervallfasten eine Chance geben solltest.
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