Der durchschnittliche Gemüseverzehr von Kindern in Deutschland liegt deutlich unter der Zufuhrempfehlung. Dabei beugt ein ausreichender Gemüseverzehr nachweislich Übergewicht und damit zusammenhängende Folgeerkrankungen, wie Herzinfarkt oder Diabetes Typ 2 vor. Was also kannst du aktiv tun, damit dein Kind Gemüse besser akzeptiert und auch mehr davon isst?
Entwicklung des kindlichen Ernährungsverhaltens
Die ersten aufgenommenen Lebensmittel entscheiden über die späteren Geschmacksvorlieben eines Menschen. Die Prägung des Essverhaltens deines Kindes beginnt schon im Mutterleib und dauert bis zum Säuglingsalter an. Kinder können im Mutterleib über das Fruchtwasser bereits Geschmack wahrnehmen und somit Vorlieben für das entwickeln, was sie bereits kennen. Sobald die Beikost eingeführt wird, haben Kinder auch eine Kontrolle über ihren Appetit und darüber, was sie entscheiden zu essen. Hierbei spielen neben dem Geschmack auch viele weitere Punkte wie die Sensorik, also wie sich ein Lebensmittel anfühlt, das Aussehen, aber auch die Energiedichte eine wichtige Rolle. Einige Geschmackspräferenzen, wie die Vorliebe für Süßes, sind bereits angeboren. Andere können erlernt werden. Das passiert besonders in der frühen Kindheit. Außerdem können sich bereits vorhandene Vorlieben ändern und somit kann sogar eine gesündere Ernährung antrainiert werden. Es gibt verschiedene Wege, über die Nahrungspräferenzen erlernt werden können. Doch wie sieht das konkret bei Gemüse aus?
Welche Lernmethoden werden erforscht?
Derzeit werden unterschiedliche Lernmethoden erforscht, welche dabei helfen könnten, Gemüse bei Kindern beliebter zu machen. Im folgenden erfährst du etwas mehr über die drei bekanntesten Ansätze, welche im Fokus der Forschung stehen.
Kindern immer wieder das Gemüse anbieten, welches sie nicht mögen
Der von Robert Zajonc entdeckte „Mere-Exposure-Effekt“ beschreibt, wie durch wiederkehrendes Anbieten eines Lebensmittels die Akzeptanz von diesem erzielt werden kann. Grundsätzlich ist es so, dass unbekannte Lebensmittel erstmal nicht probiert werden.
Dies ist evolutionsbedingt begründet. Damit soll der Verzehr von möglicherweise giftigen Speisen quasi als Schutzmechanismus für den Körper vermieden werden. Bei vermehrtem Kontakt zu einem Lebensmittel wird dieses jedoch aus Gewohnheit irgendwann nicht nur doch probiert, sondern sogar bevorzugt. So kannst du dir diesen Effekt zunutze machen , wenn du versuchst, Gemüse bei deinem Kind beliebter zu machen. Denn so können die Geschmacksvorlieben gezielt beeinflusst werden. Aus diesem Grund werden Kinder bereits, bevor feste Nahrung verzehrt wird, von ihrem sozialen Umfeld und dessen kulturellen Einflüssen in Bezug auf das Essen stark geprägt und beeinflusst. Das heißt auch, je öfter du vor deinem Kind unbeliebte Gemüse isst, desto normaler und gewohnter erscheinen diese und desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es selbst das Gemüse annimmt.
Wenn die Vorbilder Gemüse essen
Kinder lernen viel von Vorbildern. Das bezieht sich nicht nur auf ihre Ziele oder Träume, bei denen sie sich von anderen Menschen, die sie bewundern, inspirieren lassen, oder Verhaltensmustern, die vom Umfeld abgeguckt werden, sondern auch auf die Ernährung. Vorbilder beim Essen können z.B. Eltern, Großeltern, Geschwister, Gleichaltrige oder weitere Personen des sozialen Umfelds des Kindes sein. Hierbei spielen unter anderem die Beobachtung und die Imitation eine große Rolle. Was du als Vorbild vormachst, wird dein Kind nachahmen. Auch die Reaktion des Umfelds auf das Essen des Lebensmittels hat einen Einfluss auf die Bereitschaft, dieses zu probieren. Das bedeutet, wenn ein Kind etwas probieren möchte und ein Vorbild aus dem Umfeld „iih” schreit, bevor das Kind das Lebensmittel bzw. Gemüse probiert, wird das Kind schon vor dem Probieren eine abgeneigte Haltung dem Lebensmittel gegenüber aufbauen.
Belohnung des Gemüseverzehrs
Auch die Belohnung kann eine Strategie sein, neue Vorlieben zu erlernen. So kannst du konkret die Vorliebe gegenüber zuvor nicht gemochtem Gemüse fördern. Studien zeigten z.B, dass eine Belohnung in Form eines Stickers nach dem Verzehr eines gesunden Snacks die Akzeptanz von diesem zum Positiven beeinflusst. Wichtig ist hierbei jedoch, dass kein Essen und besonders keine Süßigkeiten als Belohnung eingesetzt werden sollten.
Wie viel Gemüse sollten Kinder täglich essen?
Jetzt weißt du, wie du versuchen kannst, dein Kind dazu zu bringen, mehr Gemüse zu essen. Aber wie viel Gemüse sollten Kinder eigentlich täglich essen? Sicherlich hast du schonmal gehört, dass für Erwachsene das Ziel von 500 g Gemüse pro Tag gilt. Bei Kindern ist dies, abhängig vom Alter, niedriger. Allgemein sollten 17 % der Nahrungsmittel, die täglich zu sich genommen werden, Gemüse sein. Die genauen Empfehlungen sind an das jeweilige Alter angepasst und liegen zwischen 120 g/Tag (mit einem Jahr) und 200 g/Tag (mit sechs Jahren). Zusätzlich gilt auch für Kinder die 5-am-Tag-Regel für Obst und Gemüse, nach welcher fünf oder mehr Portionen Obst und Gemüse pro Tag gegessen werden sollten. Portionen lassen sich wie bei Erwachsenen praktischerweise mit einer Handvoll bemessen. So ist eine Kinderhandfläche die Größe einer Gemüse- oder Obstportion.
Zusammenfassung
- Einige Geschmackspräferenzen sind bereits angeboren. Andere können erlernt werden.
- Außerdem können sich bereits vorhandene Vorlieben ändern. Somit kann sogar eine gesündere Ernährung antrainiert werden.
- Derzeit werden unterschiedliche Lernmethoden erforscht, welche dabei helfen könnten, Gemüse bei Kindern beliebter zu machen.
- Dazu gehören z.B. das wiederholte Anbieten von nicht gemochten Lebensmitteln, das Nutzen der Vorbildfunktion und das Einsetzen von Belohnungen.
- Wie viel Gemüse Kinder essen sollten, hängt vom Alter ab. Für Kinder von ein bis sechs Jahren sind dies 120 bis 200 Gramm pro Tag oder drei Kinderhandflächen voll.
Quellen
Holley, C., Haycraft, E., & Farrow, C. (01. April 2015). ‘Why don’t you try it again?’ A comparison of parent led, home based interventions aimed at increasing children’s consumption of a disliked vegetable. (Elsevier, Hrsg.) Appetite, S. 215 – 222. doi:10.1016/j.appet.2014.12.216
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