Deine Ernährung kann medizinisch wirken, aber so kann dir dein Essverhalten auch mal medizinisch in die Quere kommen. Denn der Zeitpunkt deiner Mahlzeit oder deine Lebensmittelwahl kann sich entscheidend auf die Wirkung deiner Medikamente auswirken. Hier erfährst du von wichtigen Wechselwirkungen zwischen Lebensmitteln und Medikamenten.

Wie können Lebensmittel und Medikamente sich beeinflussen?

Ganz allgemein gibt es unspezifische Wechselwirkungen zwischen Nahrung und Medikamenten. So kann beispielsweise der Füllstand deines Magens den Beginn der Wirkung eines Medikaments beeinflussen. Ist dein Magen voll, wird es die Absorption, also die Aufnahme des Wirkstoffs hinauszögern, und ist er leer, wird das Medikament wahrscheinlich schneller wirken. Insgesamt wirkt ein Medikament jedoch nicht schlechter, wenn du vorher etwas gegessen hast. Die Wirkung mag dann zwar länger auf sich warten lassen, jedoch auch länger anhalten

Das gilt allerdings nicht für Medikamente mit verzögerter Freisetzung, sogenannten Retard-Kapseln und Ähnlichem. Isst du insbesondere fettiges Essen, bevor du so ein Retardmedikament einnimmst, kann das Fett die Hülle der Tablette oder Kapsel vorzeitig auflösen und so die Wirkung schneller einsetzen, aber dafür auch nur kürzer anhalten.

“Bitte auf nüchternen Magen einnehmen”

Diese Empfehlung kennst du sicherlich aus der Apotheke. Das bedeutet, du sollst das Medikament mindestens 30 bis 60 Minuten vor der ersten Mahlzeit oder frühestens zwei Stunden nach einer Mahlzeit einnehmen. Ein Beispiel für so einen Fall ist das Schilddrüsenmedikament L-Thyroxin

Der gewählte Abstand zwischen Mahlzeit und Medikamenteneinnahme kann entscheidend für die Wirkung sein.

Es gibt jedoch auch genau den gegenteiligen Fall: “Bitte mit einer Mahlzeit einnehmen”. Dies gilt beispielsweise für Krebsmedikamente. Doch auch entzündungshemmende Schmerzmittel wie beispielsweise Ibuprofen solltest du lieber mit oder kurz nach einer Mahlzeit einnehmen, obwohl du sie eigentlich unabhängig von den Mahlzeiten einnehmen kannst. Denn es ist deutlich magenschonender und deshalb empfehlenswert es nur auf vollen Magen einzunehmen, da Ibuprofen die Bildung von Magenschleim und magensäureneutralisierenden Stoffen hemmt und damit die Magenschleimhaut angreifbarer macht. Daher sind auch Magengeschwüre eine mögliche Nebenwirkung von zu langer und/oder zu häufiger Einnahme von Ibuprofen.

Ballaststoffe

Ballaststoffe sind für deine Darmgesundheit sehr wertvoll, doch es gibt auch Momente, in denen sie mehr schaden als nutzen können. Insbesondere Weizen-, Haferkleie, Lein- oder Flohsamen quellen gut auf und können eine Schleimschicht bilden, die es Medikamenten erschwert, im Darm aufgenommen zu werden. Zu diesen Medikamenten zählen vorrangig Paracetamol, cholesterinsenkende Mittel (Statine) und eben auch L-Thyroxin. Bei einer Hypercholesterinämie wird Haferkleie wegen des darin enthaltenen Beta-Glucans allerdings auch oft aus ernährungsmedizinischer Sicht empfohlen, da es auch zur Senkung des Cholesterinspiegels beitragen kann. In diesem Fall ist es ratsam, wenn du die Haferkleie morgens zu dir nimmst und die Statine abends.

Proteine

Auch proteinreiche Nahrung ist für gewöhnlich empfehlenswert, doch beispielsweise bei Parkinson und der Einnahme des Arzneistoffs Levodopa können die kleinen Bestandteile eines Proteins, die Aminosäuren, mit dem Wirkstoff um die Aufnahme in den Darm und den Transport über die Blut-Hirn-Schranke konkurrieren. Als proteinreiches Nahrungsmittel gilt hier auch Kuhmilch. Trotzdem ist auch hier keine proteinarme Ernährung zu empfehlen, weil das zu einer Mangelernährung führen kann. In solchen Fällen müssen Patienten und Patientinnen nachts alle zwei bis sechs Stunden zur Medikamenteneinnahme aufstehen.

Kuhmilch und Milchprodukte

Kuhmilch kann die Wirkung einiger Medikamente wie Antibiotika beispielsweise Ciprofloxacin, Norfloxacin und Doxycyclin, Osteoporosemittel wie Alendronsäure oder Risedronsäure, oder auch vom angesprochenen Hormon L-Thyroxin beeinträchtigen. Denn das darin enthaltene Kalzium kann sich an Inhaltsstoffe dieser Medikamente binden und so die Wirkung erschweren bzw. kann so viel gebunden werden, dass es zu keinem therapeutischen Effekt mehr kommt. Das bedeutet aber auch, dass kalziumreiches Mineralwasser, was wir sonst gern empfehlen, zum Einnehmen dieser Medikamente ungeeignet ist. 

Kuhmilch und Milchprodukte sind weniger geeignet, um damit ein Medikament einzunehmen. Die sichere Variante ist ein Glas Leitungswasser.

Vorsicht bei der Getränkewahl

Ja, auch bei den Getränken gilt bei bestimmten Medikamenten Vorsicht. Dies ist  insbesondere für Kaffee, Tee und bestimmte Fruchtsäfte der Fall.

Kaffee und Tee

Nimmst du Antidepressiva oder Eisentabletten ein, solltest du dazu weder Kaffee, schwarzen/ grünen Tee oder selbst Früchtetee dazu trinken. Durch die darin enthaltenen Gerbstoffe können ebenfalls Inhaltsstoffe gebunden und somit unzugänglich für deinen Körper gemacht werden, sodass diese nicht mehr wirken. Insbesondere bei den Antidepressiva solltest du hier Vorsicht walten lassen. 

Kaffee kann allerdings auch genau gegenteiliges bewirken und manche Medikamente noch verstärken. Dazu gehört beispielsweise Levodopa, ein Arzneistoff, der bei Parkinson verschrieben wird.

Alkohol

Weniger überraschend in diesem Artikel ist wohl der Konsum von Alkohol. Dass dieser z.B. einen Einfluss auf die Einnahme von Schmerzmitteln oder Antibiotika hat, ist dir wahrscheinlich bereits bekannt. Doch es gibt noch eine Reihe weiterer Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Alkohol. Je nach Wirkstoff kann er den Abbau dessen hemmen oder beschleunigen und andersherum kann auch ein Medikament den Abbau von Alkohol beeinträchtigen. Außerdem verstärkt er Medikamentenwirkungen, angefangen bei Schläfrigkeit bis hin zu einer Atemdepression. Besondere Vorsicht mit Alkohol solltest du bei der Einnahme von Antidepressiva, Antihistaminika, Schlafmitteln, Antiepileptika und Opioiden walten lassen.

Aber auch bei Diabetes spielt Alkohol eine Rolle, da er den Vorgang der Gluconeogenese, also der Bildung von Zucker in der Leber, aufhält. Du kannst also deinen Blutzucker nicht mehr von allein aufrechterhalten, musst die Insulingabe anpassen und regelmäßig deinen Blutzucker messen, insbesondere vorm Schlafengehen.

Alkohol hat einen erheblichen Einfluss auf die Wirkung deiner Medikamente, doch auch mit der hier abgebildeten Frucht ist bei der Medikamenteneinnahme nicht zu spaßen.

Grapefruit – harmlose Frucht, doch nicht bei Einnahme dieser Medikamente

Deutlich weniger bekannt und umso überraschender ist wohl der Einfluss von Grapefruitsaft. Dieser gehört zwar auch eher nicht zum Standardrepertoire oder steht nicht auf jedem Frühstückstisch, dennoch sollte dir die Wechselwirkung mit ungefähr 30 % aller Medikamente bekannt sein.

Denn der in Grapefruit enthaltene Bitterstoff Narringenin hemmt bestimmte Enzyme, die im Magen-Darm-Trakt und der Leber wirken: die sogenannten CYP-Enzyme, genauer gesagt das Enzym CYP3A4. Dieses Enzym dient der Verstoffwechselung, also dem Abbau von Fremdstoffen. D.h. wird dieses Enzym also durch das Essen einer Grapefruit oder das Trinken des Saftes gehemmt, wird die Aufnahme der Medikamentenwirkstoffe erhöht. Bekannterweise macht die Dosis das Gift. So kann also eine sonst normale Dosis durch geringere Verstoffwechselung durch CYP3A4 eine viel stärkere Wirkung und somit auch stärkere Nebenwirkungen entfalten oder sogar auf einmal toxisch wirken

Besonders wichtig zu wissen ist, dass dieser enzymhemmende Effekt für ganze 20 bis 30 Stunden anhält. Es könnte also selbst zu tragen kommen, wenn du am Vortag ein narringeninhaltiges Produkt wie Grapefruitsaft o.Ä. zu dir genommen hast. Am besten hältst du Abstand von Grapefruit und Grapefruiterzeugnissen, wenn gerade medikamentös behandelt wirst, oder schaue nach, ob das spezielle Medikament davon beeinflusst wird. Geringere Mengen des Bitterstoffs können aber auch in anderen Fruchtsäften aus Apfel, Pomelo, Granatapfel oder Orange vorkommen. Insbesondere bei Blutdrucksenkern, cholesterinsenkenden Mitteln, Blutverdünnern und einigen Immunsuppressiva solltest du mit diesen Produkten vorsichtig sein. Frag am besten in der Apotheke immer nach, ob bei der Einnahme in dieser Hinsicht etwas zu beachten ist.

Disclaimer

Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit, es können weitere Lebensmittel-Medikamenten-Wechselwirkungen bestehen, insbesondere auf die Richtung Medikamentenwirkung auf Nahrung wurde in diesem Artikel kein Bezug genommen. 

Wichtig zu erwähnen ist auch, dass du bei einer dauerhaften Medikation deine Ernährung beibehältst. Plötzliche Änderungen im Ess- und Trinkverhalten, besonders auch bei deinem Alkoholkonsum können sich drastisch auf die Wirkung deiner Medikamente auswirken. Möglicherweise muss dann die Dosierung angepasst werden. Besprich dein Vorhaben also besser mit einer ärztlichen Fachkraft oder in der Apotheke.

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